«Berliner Nachtflugverbot macht Leipzig/Halle attraktiver»
Geschäftsführer Eric Malitzke: Richter haben unseren 24-Stunden-Betrieb bestätigt
erstellt 17.03.06, 14:56h
Flughafen Leipzig/Halle
Luftbild des Flughafens Leipzig/Halle (Foto: dpa)
Leipzig/dpa. Der Flughafen Leipzig/Halle gewinnt nach Auffassung von Geschäftsführer Eric Malitzke durch das Nachtflugverbot für den neuen Berliner Großflughafen an Attraktivität. «Wenn unsere Genehmigung für den 24-Stunden-Betrieb im Hauptsacheverfahren Bestätigung findet, wird es im Frachtflugbereich zu einer Verteilung der Verkehre kommen», sagte Malitzke am Freitag in einem dpa-Gespräch. Am Vortag hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zwar grünes Licht für den Bau des Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg International (BBI) gegeben, die Betreiber aber zu etlichen Korrekturen beim Lärmschutz verpflichtet.
«Es war zu erwarten, dass der BBI Federn lassen muss», sagte der Flughafenchef. So seien in Berlin und Brandenburg deutlich mehr Anwohner betroffen. Ein Vergleich zum eigenen, bei dem Bundesgericht anhängigen Verfahren lasse sich nur bedingt ziehen. Die Nachtfluggenehmigung für Leipzig/Halle stütze sich auf eine konkrete Nachfrage. «Mit dem geplanten internationalen Drehkreuz der Post-Tochter DHL haben wir beispielsweise einen Investor», sagte er. Der BBI habe lediglich eine Angebotsplanung vorgelegt.
In Leipzig/Halle entsteht derzeit für rund 290 Millionen Euro eine zweite Start- und Landebahn. Sie ist Grundlage für die DHL-Ansiedlung. Im Eilverfahren hatten die Leipziger Richter dafür den 24-Stunden-Betrieb bestätigt. «Das Gericht hat dabei betont, dass die für den Ausbau sprechenden öffentlichen Interessen so gewichtig sind, dass der zu erwartende nächtliche Fluglärm hinzunehmen ist», zitierte Malitzke aus dem Beschluss des 4. Senats vom Mai 2005. Bis 2008 sollen durch die DHL-Ansiedlung rund 10 000 Arbeitsplätze entstehen.
Im Bereich der Passagierflüge erwartet der Geschäftsführer zunächst weniger Auswirkungen durch die Veränderungen für den BBI. Möglich sei ein verstärktes Angebot der Fluglinien in den Ferien. «Prinzipiell hat Berlin aber eine bessere Anbindung an den Markt als wir», sagte Malitzke. «Die Chance, ein klassisches Drehkreuz zu werden, haben die Berliner aber verpasst.»
Aus Sicht Malitzkes könnten die Kosten für den Flughafenbau in Berlin deutlich steigen. Bislang sind sie mit zwei Milliarden Euro veranschlagt. «Das wird schwer realisierbar. Dafür gibt es genügend Beispiele aus der Vergangenheit», sagte er. Allein die stetig steigenden Stahlpreise seien ein Problem. Hinzu kämen die Kosten für die weiteren Lärmschutzmaßnahmen. «Und dann gibt es bei einem nahezu kompletten Neubau viele Unwägbarkeiten, die sich erneut auf die Kosten auswirken», sagte Malitzke.
Mitteldeutsche Zeitung