Endstation Flughafen Schönefeld
Neuer Airport erhält erst mal nur einen Kopfbahnhof
Peter Neumann
So viel ist klar: Am 5. September setzen Politiker den ersten Spatenstich für den Ausbau des Flughafens Schönefeld - und damit für den unterirdischen Airport-Bahnhof. Andere Aspekte der Eisenbahnverbindung zum Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) sind dagegen noch immer ungeklärt. So ist weiter ungewiss, welche Fernzüge dorthin fahren werden. Außerdem ist fraglich, ob die Schienenverbindung ins Berliner Stadtzentrum auf ihrem Lichtenrader Abschnitt pünktlich zur Airport-Eröffnung Ende 2011 fertig sein wird. Nun zeichnet sich auch noch ab, dass die Tunnelstation unter dem Flughafen zunächst nur ein Kopfbahnhof sein wird - nach Bürgerprotesten wurde das Genehmigungsverfahren für die Weiterführung der neuen Flughafenbahn in Richtung Osten vorerst gestoppt.
636 Millionen Euro sind für die Schienenanbindung von BBI eingeplant. 15 bis 20 Prozent sind für den Bahnhof verplant, dessen Rohbau 2009 fertig sein soll. Der Wunschzettel des Senats für den Fahrplan ist umfangreich. Das hat der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) jetzt in seiner Antwort auf eine Anfrage der Linkspartei-Abgeordneten Minka Dott bekräftigt.
Senatsforderung Nummer eins: Jeder Fernverkehrszug, der in Berlin seinen Ausgangspunkt oder seine Endstation hat, muss unter dem neuen Flughafen beginnen oder enden. Dazu zählt der ICE nach Köln wie auch der Intercity nach Amsterdam. Forderung Nummer zwei: Mittelfristig soll eine Intercity-Linie von Berlin über BBI nach Cottbus, Breslau sowie Krakau führen.
"Wir stehen zu unserer Ankündigung, dass die Anbindung von BBI an den Fernverkehr sichergestellt wird. Aber welche Züge ab Ende 2011 dorthin fahren werden, wissen wir jetzt noch nicht", entgegnete Bahnsprecher Burkhard Ahlert.
Zeit für den Bahnbau wird knapp
Intern heißt es bei der DB zudem, dass es immer unwahrscheinlicher wird, dass der Lichtenrader Abschnitt der Dresdner Bahn zur selben Zeit wie der Flughafen BBI in Betrieb gehen wird. Auf dieser Strecke, der kürzesten Verbindung Richtung City, sollen die Airport-Züge fahren. Weil der Senat das Genehmigungsverfahren nach Bürgerprotesten aber angehalten hatte und Planungen bei der DB zuweilen nur langsam vorangingen, hat sich das Projekt um Jahre verzögert. Inzwischen geht das Eisenbahn-Bundesamt davon aus, dass es die Baugenehmigung 2007 erteilt. Doch dann müssen noch Aufträge ausgeschrieben und vergeben werden, bis endlich der auf vier Jahre terminierte Streckenbau beginnen kann. "Der Termin 2011 könnte schwierig werden", heißt es bei der Bahn.
Auch bei der Ostanbindung der Flughafenstrecke an die Görlitzer Bahn Richtung Königs Wusterhausen gibt es Probleme. Bohnsdorfer Anlieger befürchten Erschütterungen durch den Zugbetrieb, Umweltbehörden lehnen die als Alternative angebotene Trassenführung durch den Forst ab. Nun ruht das Planfeststellungsverfahren. Beim Bund gibt es zudem die Idee, den Ostteil der Flughafenbahn nur eingleisig zu bauen - um Geld zu sparen. So lange dies alles ungewiss ist, bleibt Wowereits Idee der IC-Linie von Berlin über BBI nach Krakau eine Utopie.
Quelle: Berliner Zeitung, 27.07.2006
Großflughafen: Wowereit fordert mehr ICE-Anschlüsse
Der künftige Bahnhof im neuen Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) soll nach den Vorstellungen des Senats voll ins Fernverkehrsnetz der Bahn integriert werden. Nach den Vorstellungen des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) sollen alle ICE- und IC-Züge, die jetzt im Ostbahnhof ihre Fahrt beginnen oder beenden, nach der Eröffnung des Flughafenbahnhofs dort ihre Berliner Anfangs- oder Endstation haben. Dies wären die Linien aus Frankfurt (Main), Köln/Bonn und Amsterdam. Mittelfristig solle es auch eine Intercity-Verbindung vom Hauptbahnhof über den Flughafen BBI nach Cottbus und weiter nach Breslau und Krakau geben. Die Bahn hat ihr Betriebskonzept für den Flughafenbahnhof noch nicht vorgestellt.
Unter dem neuen Abfertigungsgebäude in Schönefeld, das Ende 2011 eröffnet werden soll, entsteht ein viergleisiger Bahnhof für den Fern- und Regionalverkehr sowie ein S-Bahnhof mit zwei Gleisen. Während die S-Bahn-Strecke vom derzeitigen Endbahnhof Schönefeld zum Flughafen verlängert wird und dann dort endet, können die Fern- und Regionalzüge den BBI-Bahnhof aus Westen und Osten erreichen. Die Gesamtkosten für die Schienenanbindung sind mit 636 Millionen Euro veranschlagt. Der Flughafenbahnhof selbst soll nach Wowereits Angaben knapp 130 Millionen Euro kosten.
Teuer wird die rund drei Kilometer lange Strecke durch das Flughafengelände, weil die Gleise zum großen Teil im Tunnel liegen. Der hohe Grundwasserstand macht das Bauen aufwändig. Zudem sind zahlreiche Überführungen erforderlich, um den Flughafenabschnitt kreuzungsfrei im Westen an den so genannten Außenring bei Mahlow und im Osten an die Görlitzer Bahn Richtung Cottbus anzuschließen.
Für den östlichen Abschnitt gibt es noch keinen Planfeststellungsbeschluss. Hier mussten die Planer eine neue Trasse wählen, weil bei der vorgesehenen Variante die Erschütterung in benachbarten Häusern zu groß gewesen wäre. In den Kostenprognosen ist dieser Abschnitt nach Angaben der Bahn allerdings bereits enthalten.
Im vergangenen Jahr hatte die Bahn großen Ärger ausgelöst, weil sie verkündet hatte, in dem teuren Flughafenbahnhof werde kein ICE halten. Erst nach heftigen Protesten sicherte sie dann generell ICE-Stopps zu, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
Die Züge, die jetzt im Ostbahnhof enden, könnten zum neuen Flughafenbahnhof verlängert werden. Dort müssten sie aber leer zum Betriebswerk in Rummelsburg zurückfahren, das sie jetzt auf kurzem Weg vom Ostbahnhof aus erreichen. Im Fernverkehr trifft die Bahn ihre Entscheidungen autonom nach wirtschaftlichen Erwägungen. Klaus Kurpjuweit
Quelle: Der Tagesspiegel
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