Rostocks Rückzug Ende des Airports
Kreis-Politiker stehen zum Flughafen Rostock-Laage
Laage/Rostock • Die Ankündigung der Hansestadt Rostock als Gesellschafter der Flughafen Rostock-Laage GmbH auszusteigen, wäre das Ende des Airports. Das meint Güstrows Landrat Lutz da Cunha. Sollte das passieren, müsste das Land für Rostock einspringen.
Quer durch die Bank sagen das regionale Politiker und Wirtschaftsexperten, die SVZ gestern befragte. Außerdem betonten sie, dass der Landkreis Güstrow nicht vor habe, die GmbH zu verlassen.
Andreas Brunotte, CDU-Fraktionschef im Kreistag, kennt die aktuellen Haushaltszwänge Rostocks. Aber solch ein Schritt ist für ihn der falsche, denn der Flughafen sei ein Wirtschaftsfaktor und ein aufstrebendes Unternehmen. Da könne sich nicht der Gesellschafter verabschieden, der die Majorität habe. Natürlich könne keiner bestreiten, dass der Flughafen Verlust einfahre. Aber wenn man in dieser Region wirtschaftliche Prioritäten setzen wolle, dann sei der Flughafen Rostock-Laage das Letzte von dem man sich verabschieden dürfte.
Wirtschaftsfaktor und aufstrebende Firma
Dieter Labuzinski, PDS-Fraktionschef, versteht zwar bei jährlich rund 600 000 Euro, die Rostock in die Gesellschaft zahlt, die Abwägung im Rathaus und Senat, denn die Hansestadt sei mitten drin in einem Haushaltsdesaster, aber selbst für solch einen gebeutelten Landkreis wie Güstrow habe der Kreistag fraktionsübergreifend festgestellt, dass der Flughafen das einzige Projekt zur Wirtschaftsförderung des Landkreises sein müsse.
Für Labuzinski stellt sich aber auch eine Frage, die in Richtung Land geht. Das müsse sich entscheiden, wen es als Flughafen des Landes fördern wolle. Drei, vier Airports , das sei nicht möglich.
Land muss sich für einen Airport entscheiden
Lothar Fila, Vorsitzender der Fraktion Freie Wählergemeinschaft/Einzelbewerber im Kreistag, sagt ebenfalls, dass trotz der misslichen Lage Rostocks dieser Gedanke nicht der richtige sei. Für Fila wäre der Schritt gleichbedeutend mit einem Kranken, dem zum Gesundwerden die notwendige Medizin verweigert wird. Daher glaube er auch nicht an eine Realisierung. Zur Verantwortung des Landkreises Güstrow zeichnet er dieses Bild: "Wir können nicht den Ast absägen, auf dem wir sitzen." Auch Lothar Filas weitere Überlegungen gehen in die Richtung, dass das Land endlich gefordert ist, sich für einen Flughafen im Land zu entscheiden.
Rostock-Laage als Landesflughafen – diese Forderung habe die SPD im Kreistag schon immer aufgemacht, erklärt SPD-Fraktionschef Hans-Georg Schörner. "Wir stehen zum Flughafen", stellt er deshalb weiter klar. Dass Rostock so einfach aussteigen könne, glaubt Schörner auch nicht. Damit würde Rostock dem Flughafen seine immense wirtschaftliche Bedeutung absprechen.
Uwe Heinze, Bürgermeister von Laage – ebenfalls Gesellschafter – erinnert, dass die Diskussion nicht neu ist. Für Heinze steht fest, dass Rostock seit Jahren seine Hausaufgaben nicht mache und mit solcher Diskussion die falschen Dinge angesprochen werden, um den Haushalt zu sanieren. Heinze hat beim Rostock-Laager Airport daher ein klare Ansage: "Wir müssen in der Region alle das gleiche Ziel haben. Und das heißt, diesen Standort weiter zu qualifizieren. Dazu gehört als wichtigster Punkt der Flughafen."
Dass die Sanierung des Haushaltes der Hansestadt Rostock alle fordert, sei unstrittig. Aber dies nach dem bekannten Sprichwort "Spare mit jedem Cent, koste was es wolle" zu tun und die Zukunft der Region zu gefährden, geht für Ulrich Seidel, Geschäftsführer des Rostocker Unternehmerverbandes, zu weit. Für ihn sind die Aussagen aus dem Rostocker Rathaus enttäuschend und mit absolut negativer Auswirkung. Seidel: "Jahrelang haben wir uns bei der Einwerbung von Investoren mit dem Flughafen positioniert." Daher seien solche Äußerungen zukunftsgefährdend.
Flughafen gehört zur Standort-Qualifizierung
Auch das angeblich neue Sparrezept des Innenministeriums verwirre, stellt Seidel fest. Denn das wird mit den Überlegungen aus Rostock in Verbindung gebracht. Die Politik werfe der (in M-V fast nicht vorhandenen) Großindustrie vor, nur den Weg der Entlassungen, trotzt Rendite, zu kennen, habe selbst aber als Lösungsweg nur Verkäufe und auch Entlassungen anzubieten. Verkaufsdiskussionen können auch schaden. Schlussverkäufe seien nicht nachhaltig und erst recht nicht optimal. Seidel: "Einen Standort aufzubauen ist schwer und teuer, ihn zu zerreden schnell getan. Dieser Verantwortung müssen sich alle politisch Handelnden bewusst sein."
Bernd Blumenthal, Geschäftsführer der Flughafen Rostock-Laage GmbH, wollte sich auf SVZ-Anfrage gestern nicht zu solchen Überlegungen äußern. Das sei nicht Angelegenheit der Gesellschaft sondern der Gesellschafter, so Blumenthal.
http://www.svz.de/newsmv/lr/gue/24.01.0 ... 04590.html