Magere Bilanz in Blankensee: Mehr Linien, weniger Fluggäste
Lübeck - Nach fünf Jahren stetig wachsender Passagierzahlen muss der Airport Blankensee 2006 einen Rückschlag hinnehmen. Die Zahl der Fluggäste sank um 5,3 Prozent. Keine Panik, sagen die Verantwortlichen.
678 000 Passagiere wurden im vergangenen Jahr in Blankensee abgefertigt. 2005, im bisher besten Jahr des Regional-Airports, waren es 711 000. Trotz des Rückgangs um fünf Prozent bleibt Blankensee der drittgrößte Regionalflughafen in Deutschland - hinter Paderborn-Lippstadt und Karlsruhe. "Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden", kommentiert Flughafen-Geschäftsführer Matthias Seidenstücker die Entwicklung.
Von den 1,2 Millionen Passagieren, die sich der 90-prozentige Flughafen-Eigner Infratil bis 2008 vorgenommen hat, ist man jetzt ein Stück weiter entfernt. "Das ist bedauerlich, aber nicht dramatisch", sagt Wirtschaftssenator Wolfgang Halbedel (CDU): "Ich bin sicher, dass der Flughafen in diesem Jahr die Zahl der Passagiere erheblich steigern wird und auch die eine oder andere neue Linie dazukommt." Hans-Jochen Arndt, Sprecher der Industrie- und Handelskammer: "Die Zahlen bedeuten einen kleinen Abschwung. 2007 stehen durch die neue Linie nach Dublin und durch die ganz neue Linie nach Marseille die Zeichen deutlich auf Höhenflug." Nicolaus Lange, Vorsitzender des Fördervereins Check-In, spricht von einer "durchwachsenen Bilanz". Lange geht davon aus, dass die Fluggastzahlen nach einem Airport-Ausbau stark ansteigen werden. "Das könnte den großen Wurf geben."
Das erste Quartal des vergangenen Jahres hat Blankensee die Bilanz vermasselt. Im Januar brachen die Zahlen um 21,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein, im Februar gar um 38,3 Prozent und im März noch um 28,8 Prozent. In dieser Zeit wurden die Linien nach Mailand-Bergamo und Pisa von täglich auf vier Mal in der Woche reduziert. Zudem wurde der tägliche, dritte London-Flug gestrichen. Die Verbindung ins irische Shannon wurde sogar ganz aus dem Angebot genommen.
Schwierige Marktbedingungen nennt der Flughafen als Grund. Durch einen Streik beim Flugzeughersteller Boeing habe die Fluggesellschaft Ryanair, Hauptnutzer von Blankensee, nicht alle bestellten Maschinen geliefert bekommen und die vorhandenen Flieger auf den anderen Strecken konzentriert. Auf besser ausgelastete Strecken als in Lübeck. Anfang August 2006 wurde dann die Verbindung nach Glasgow-Prestwick eingestellt. Zudem stoppte die ungarische Billig-Airline Wizz Air die Linie nach Kattowitz, bevor eine Maschine abgehoben hatte.
Gleichwohl konnte Flughafen-Chef Seidenstücker auch Erfolge feiern. Mit Danzig, Dublin und Marseille sind drei neue Verbindungen im Angebot. Von Marseille erwartet Seidenstücker eine zehn- bis 15-prozentige Steigerung der Passagierzahlen.
Verglichen mit anderen Airports schneidet Lübeck gut ab. Auf dem Flughafen Kiel ist gar nichts los. "Der Fluglinien-Betrieb ist zurzeit eingestellt", verkündet die Internet-Seite. Tristesse herrscht auf mecklenburgischen Flughäfen. Laut "Schweriner Volkszeitung" brach die Zahl der Fluggäste um 15 Prozent ein.
Für Hans-Georg Weißkichel, Bürgermeister von Groß Grönau, zeigen die neuen Zahlen, dass "der Flughafen Blankensee keine Zukunft hat". Die Verantwortlichen sollten das Planfeststellungsverfahren zum Ausbau umgehend stoppen, um nicht unnötig Geld auszugeben.
Von Kai Dordowsky, LN
Quelle:
www.kn-online.de