Hahn kann auch Touristen stören
KOBLENZ (dpa) Beim Ausbau des Flughafens Hahn müssen nach Ansicht des Tourismusexperten Achim Schloemer mögliche Risiken für den Tourismus in der Region bedacht werden. "Es hilft definitiv nicht, die Augen zuzumachen und zu sagen, es wird schon alles gut", sagte der Geschäftsführer der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH. Die Ausweitung des Passagier- und Luftfrachtverkehrs müsse möglichst umwelt-, lärm- und sozialverträglich geschehen. Der Flughafen Hahn im Hunsrück liegt wenige Kilometer von der Mosel entfernt.
Er setze auf eine "offene und konstruktive" Diskussion, zum Beispiel über Flugkorridore. "Es macht wahrscheinlich wenig Sinn, über Bernkastel, Traben-Trarbach oder Cochem zu kreisen", sagte Schloemer angesichts der touristischen Bedeutung dieser Orte. Der irische Billigflieger Ryanair hatte angekündigt, seine Flotte auf dem Hahn bis 2012 von derzeit sechs auf 18 Flugzeuge aufzustocken. Die Flughafenbetreiber wollen zudem das Frachtfluggeschäft ausweiten, sobald die verlängerte Start- und Landebahn genutzt werden kann. Dies ist bereits für 2006 geplant.
Die Hotels im Umfeld profitierten bislang von der Entwicklung. Es gebe aber auch Befürchtungen einzelner Tourismusbetriebe angesichts der weiteren Pläne, sagte Schloemer. Er verwies jedoch darauf, dass es schon vor 20 Jahren Tourismus an der Mosel gab. "Damals war ein ganz anderer Flugbetrieb auf dem Hahn mit einer viel höheren Lärmbelästigung." Der Hahn wurde jahrelang von der US-Airforce genutzt. Der Flughafen sei heute wichtig für die touristische Entwicklung des Landes. "Was sich da an zusätzlichen Wachstumschancen aufgetan hat, hat keine andere Region zu bieten", meinte Schloemer. Klar sei, dass der Flughafen den Frachtflugverkehr als weiteres Standbein brauche.
Eine im vergangenen Frühjahr veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2003 war zu dem Ergebnis gekommen, dass nur ein geringer Anteil der auf dem Hahn ankommenden Fluggäste aus dem Ausland zu den klassischen Touristen zählt, die Geld in Rheinland-Pfalz lassen. Als Konsequenz daraus will die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH gezielter im Ausland für Rheinland-Pfalz werben. "Wir werden 2006 zwei Märkte bearbeiten, von denen wir glauben, dass sie am vielversprechendsten sind: Schweden und Irland", sagte Schloemer.
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