Flughafen Wien:
Billig-Airlines als Wachstumstreiber
Die Dividende bleibt bei zwei Euro je Aktie.
wien (eid). Wie sagt doch der scheidende AUA-Chef Vagn Sørensen, wenn er auf die Situation in der internationalen Luftfahrt angesprochen wird: Den Letzten in der Wertschöpfungskette beißen die Hunde. Sprich: Luftraum-Überwachung, Flughäfen, Catering- und Abfertigungsfirmen machen gute Gewinne, während die Fluglinien - zumindest viele - tiefrote Zahlen schreiben. Der Vergleich vor der Haustür gibt Sørensen Recht. Während die AUA 2005 einen satten Konzernverlust von 129,1 Mill. Euro einflog (nach 439 Mill. Euro Gewinn 2004), schaffte der Flughafen Wien sogar ein Ergebnisplus um 3,6 Prozent auf 74,3 Mill. Euro.
Noch stattlicher fällt der Vergleich zu Gunsten des Flughafens bei der Umsatzrendite aus: Der Flughafen weist eine Marge von 21,3 Prozent aus, bei der AUA liegt sie bei (theoretischen) minus 4,4 Prozent.
Immerhin, das Schmerzensgeld war hoch genug, denn beim Salär verhält sich die Situation genau umgekehrt. Sørensen hat im Vorjahr mit 726.600 Euro fast genauso viel kassiert wie die drei Flughafen-Vorstände Herbert Kaufmann, Christian Domany und Gerhard Schmid zusammen. Sie kamen auf 932.800 Euro.
Einen Grund, der AUA finanziell unter die Arme zu greifen, sieht Kaufmann dennoch nicht: "Es ist wichtig, dass die AUA ihre Rolle als Osteuropa-Spezialist ausbaut und damit auch unsere Position als Transfer-Flughafen gestärkt ist." Aber: "Wir haben ein Abkommen über eine schrittweise Senkung der Flughafengebühren getroffen und darüber hinaus ist nichts geplant", sagte Kaufmann am Donnerstag.
Die sinkenden Tarife haben trotz Passagierwachstums um 7,3 Prozent auf 15,8 Millionen die Umsatzentwicklung gebremst (es gab nur einen Zuwachs um drei Prozent auf 410,3 Mill. Euro). Höhere Abschreibungen und Personalkosten verursachten zudem einen Rückgang des Betriebsergebnisses (Ebit) um zehn Prozent auf 92,3 Mill. Euro. Die Dividende wird daher mit zwei Euro je Aktie unverändert gehalten.
Wachstumstreiber am Flughafen Wien waren laut Kaufmann der starke Zuwachs im Nah- und Fernost-Verkehr, der um 34 bzw. 12,9 Prozent zulegte. Dafür sei großteils die AUA verantwortlich gewesen. Zudem werden die Billig-Airlines immer stärker: Nach dem Platzhirsch AUA mit 56,6 Prozent ist Air Berlin mit 5,9 Prozent noch vor der Lufthansa die Nummer zwei in Wien.
Einen großen Schub erwartet Kaufmann durch den nun rechtskräftigen Kauf der slowakischen Flughäfen Bratislava und Kosice. Inklusive Wien soll sich die Passagierzahl bis 2010 von 17 auf 25 Millionen erhöhen. Dies bedeutet ein jährliches Wachstum von durchschnittlich 7,7 Prozent, wobei Bratislava stärker als Wien zulegen wird. Schon Ende dieses Jahres wird zur Anbindung ein Bus-Shuttle in Betrieb genommen, bis der CAT 2009 verlängert ist. Die Investitionen werden nicht über eine Kapitalerhöhung sondern günstige EIB-Darlehen finanziert.
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