Asiens Billigflieger werden bodenständig
«Budget-Terminals» für Kuala Lumpur und Singapur
Mit der Eröffnung zweier «Budget- Terminals» in Kuala Lumpur und Singapur tritt der Billigflug-Verkehr in Asien in seine zweite Phase. Fünf Jahre nach der Gründung von AirAsia und Tiger Airways, welche die beiden Terminals je als Erstkunden benutzen, sind die Discounter aus dem Fluggeschäft Asiens nicht mehr wegzudenken.
rt. Singapur, 23. März
Wer noch Zweifel gehegt haben sollte, ob Billigfluggesellschaften in Asien wirklich Fuss fassen werden, dürfte solche Bedenken Ende dieser Woche ablegen. Soeben ist in Sepang, wo sich Kuala Lumpurs internationaler Flughafen KLIA und die Formel-1-Rundstrecke befinden, nämlich der erste «Budget-Terminal» für Billigfluggesellschaften (LCC) in Betrieb genommen worden. Und am Sonntag fällt der Startschuss auch in Singapur, wo der Flughafen Changi zusätzlich zu den beiden Hauptterminals eine dritte, etwas bescheidenere Anlaufstelle erhält.
AirAsia als erfolgreicher Vorreiter
Seit dem Auftauchen der Discounter im asiatischen Fluggeschäft sind erst knapp fünf Jahre vergangen. Damals, im Dezember 2001, machte die malaysische AirAsia, die sich mit ihrem leuchtend roten Auftritt auffällig von den prestige- schweren nationalen Carriern wie Thai Airways, Singapore Airlines oder Cathay Pacific unterschied, mit Billigpreisen Furore. Heute betreibt die vom Jungunternehmer Tony Fernandes gegründete Gesellschaft, die seither rund 14 Mio. Passagiere befördert hat, 42 Airbus- und Boeing- Flugzeuge und ist aus dem Flugverkehr in Südostasien kaum noch wegzudenken. Nach deren Vorbild und als Antwort auf diese Herausforderung wurden in Singapur dann später Tiger Airways (an der Singapore Airlines zur Hälfte beteiligt ist) und Valuair ins Leben gerufen.
Wie stark sich AirAsia, der Hauptkunde des «Budget-Terminal» in Kuala Lumpur, inzwischen etabliert hat, ist an der kürzlich bekannt gegebenen Zusammenarbeit mit Malaysia Airlines erkennbar. Der nationale Carrier, der chronisch hohe Verluste einfliegt, hat sich mit AirAsia auf eine enge Zusammenarbeit auf den inländischen Routen geeinigt; die Details dazu sollen bis zum 28. März ausgearbeitet werden. Im Gespräch ist ein Code-Sharing, und zudem wird vermutet, dass sich Malaysian Airlines fortan mehr auf Qualitäts- und die preisbewusste AirAsia eher auf Discount-Angebote konzentrieren wollen. Dass die Eröffnung der beiden Terminals praktisch gleichzeitig erfolgt, bringt die wirtschaftliche Rivalität der beiden südostasiatischen Länder zum Ausdruck, wo jedes publizitätsmässig gern das Erste sein möchte. Beide Staaten sehen sich dank ihrer geographischen Lage und mit Verweis auf ihre ultramodernen Flughäfen nämlich als Luftverkehrs-Drehscheiben in Ostasien. Hier hat Singapur, das 2005 über 30 Mio. Passagiere verzeichnete, bezüglich der Kapazität, die per 2008 auf 64 Mio. aufgestockt wird, noch die Nase vorn; doch Malaysia gewinnt auch dank seinem Ruf als Feriendestination und wegen seiner religiös und kulturell positiven Ausstrahlung auf die Golfstaaten an Bedeutung. Ferner wird sich wohl bald auch Bangkok dank dem neuen Flughafen, der in wenigen Monaten eröffnet werden wird, besser als Hub positionieren können.
Spitze Rechnung nötig
Mit den Eröffnungen der «Budget-Terminals» in Kuala Lumpur und Singapur tritt der Billigflug- Verkehr in Asien gewissermassen in seine zweite Phase. Zwar sind die Investitionen von 108 Mio. Ringgit im einen und von 45 Mio. sing. $ im anderen Fall (umgerechnet je etwa 35 Mio. Fr.) eher bescheiden, vor allem wenn man sie mit den Milliardenprojekten der Hauptterminals vergleicht; in Singapur beispielsweise ist derzeit der dritte Hauptterminal mit einer Zusatzkapazität von jährlich 20 Mio. Reisenden im Bau, der etwa 1,3 Mrd. Fr. kosten wird. Aber die Entscheide, den LCC eine entsprechende eigene Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, zeigt eben, dass die Behörden in beiden Staaten den Billigflug-Verkehr als zukunftsträchtig einstufen und ihn «verankern» wollen. Denn im Wettbewerb um die relativ nahe gelegenen Massenmärkte China und Indien, wo sich immer mehr Menschen Reisen ins Ausland leisten können, werden Billigfluggesellschaften heute denn auch als unentbehrlich betrachtet.
Im direkten Vergleich der beiden «Budget- Terminals» fällt auf, dass man in Malaysia noch eine Spur grosszügiger ans Werk gegangen ist als im Stadtstaat. Während Singapur Kapazitäten für 2,7 Mio. Reisende geschaffen hat, verfügt der LCC-Terminal KLIA über Platz und Einrichtungen für jährlich 10 Mio. Passagiere. Die auf den ersten Blick etwas kühl und gar funktionell wirkenden Anlagen stehen in beiden Fällen in scharfem Kontrast zu den üppigen Erlebnis- und Einkaufswelten, die sonst auf diesen Flughäfen geboten werden. Die Preisvorteile liegen indessen auf der Hand: Den Billigfliegern werden beispielsweise in Malaysia am neuen Terminal pro Passagier bloss 6 Rin. für Inlandflüge und 35 Rin. (rund 11 Fr.) bei Flügen ins Ausland verrechnet. Angesichts der etwa 40 Fr., die man (bei rechtzeitiger Buchung) bei einem Flug in die Region bezahlt, muss ja auch spitz gerechnet werden.
http://www.nzz.ch/2006/03/24/wi/articleDP14H.html