Lufthansa bleibt bei Nachtflugverbot auf Konfrontationskurs
Unternehmen warnt vor gravierenden Auswirkungen auf Betrieb an seiner Heimatbasis / "Vorteile der neuen Bahn würden stark relativiert"
Vom 28.06.2005
FRANKFURT Das vom Flughafenbetreiber Fraport beantragte absolute Nachtflugverbot bei Inbetriebnahme der geplanten neuen Landebahn stellt nach Ansicht der Lufthansa die internationale Drehscheibenfunktion des Frankfurter Flughafens in Frage. Zwar stelle Fraport mit der geplanten Kapazitätserweiterung durch den Bau der Nordwest-Landebahn die Weichen für die Zukunft des Flughafens, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens, aber: "Ein Nachtflugverbot würde die Vorteile der neuen Bahn stark relativieren."
Die Lufthansa hat daher Einwendungen gegen die Schließung des Flughafens in der Zeit zwischen 23 und 5 Uhr erhoben. Dadurch hat sie die Möglichkeit, später gegen ein Nachtflugverbot zu klagen. Landesregierung und Landtagsmehrheit aus CDU, SPD und FDP hatten sich für einen Ausbau des Frankfurter Flughafens unter der Voraussetzung ausgesprochen, dass die Bürger durch ein Nachtflugverbot entlastet werden.
Die Lufthansa sieht zwar auch ein Schutzbedürfnis der Bevölkerung, doch ein absolutes Nachtflugverbot hätte gravierende Auswirkungen auf den wirtschaftlich und logistisch effizienten Betrieb des Unternehmens an seiner Heimatbasis. Karl-Rudolf Rupprecht, verantwortlicher Lufthansa-Manager für Frankfurt: "Wir dürfen da keine falschen Kompromisse zulassen." Die Fluggesellschaft plädiert daher für ein "praktikables Nachtflugverbot", das zahlreiche Ausnahmen zuließe und den Belangen der Lufthansa und anderer Gesellschaften, die Frankfurt anfliegen, entgegenkäme.
Rupprecht empfahl auch einen Blick ins Ausland. Dort gebe es auf keinem der Frankfurt vergleichbaren Flughäfen ein absolutes Nachtflugverbot. Und er warnt vor negativen Folgen nicht nur für den Flugverkehr, sondern für die exportorientierte Wirtschaft. Denn das von Fraport beantragte Verbot beträfe vor allem den nächtlichen Frachtflugverkehr, auf den dieser Teil der Wirtschaft besonders angewiesen sei. 67 Prozent des deutschen Luftfrachtaufkommens werden über den Frankfurter Flughafen abgewickelt, davon allein über Lufthansa Cargo 65 Prozent.
Betroffen wären auch die Charterunternehmen, die pro Tag mehrmals zwischen Frankfurt und den Urlaubsländern hin- und herpendeln, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Dafür müssen sie ihre Flüge über den Zeitraum von 5 bis 23 Uhr ausdehnen können. Zusätzliche Gefahren sieht die Lufthansa für den zentralen Wartungsstandort, den Lufthansa Technik in Frankfurt aufgebaut hat. Käme es zum Nachtflugverbot, wäre eine Verlagerung der Flotten an andere Flughäfen wahrscheinlich. Für Frankfurt bedeutete dies den Verlust von bis zu 500 Arbeitsplätzen allein in diesem Bereich. Letztlich hält die Lufthansa ein Nachtflugverbot auch rechtlich für nicht durchsetzbar.
Fraport und die Verantwortlichen in der Landespolitik kennen alle Argumente, dennoch bleiben sie bei der Losung: Ohne Ausbau kein Nachtflugverbot und ohne Nachtflugverbot kein Ausbau. Sie setzen weiterhin darauf, dass das Nachtflugverbot durchgesetzt werden kann und bauen dabei auch auf die Flexibilität der Unternehmen, die heute dagegen wettern. Als Vorbild nennen sie die Post AG, die nach lautstarken Protesten ihren Nachtpoststern in Frankfurt ab- und in Leipzig wieder aufgebaut hat.
http://www.wiesbadener-kurier.de/rhein- ... id=1949134
Man beachte den letzten Satz. Ich wußte gar nicht, dass wir den Luftpoststern wieder haben. Haben wir da was übersehen !!??