Chemiewerk Ticona muss Sicherheit erhöhen
7.4.2006, Frankfurt/Main (ddp-rps). Das in direkter Nachbarschaft zum Frankfurter Flughafen gelegene Chemiewerk Ticona muss Vorkehrungen treffen, um die Folgen eines etwaigen Flugzeugabsturzes auf die Anlage zu verringern. Das hat das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt angeordnet. Grundlage für die Entscheidung ist nach Angaben des Regierungspräsidiums vom Freitag ein Gutachten des TÜV Pfalz. In diesem waren die Verfasser zu dem Ergebnis gekommen, dass statistisch gesehen schon heute - also noch vor dem Ausbau des Flughafens - alle 61 400 Jahre mit einem Flugzeugabsturz gerechnet werden muss, der zu einem größeren Störfall bei Ticona führt.
Der Standort des Chemiewerks wird seit Jahren heftig diskutiert und gilt als eines der Haupthindernisse für den Bau der geplanten Nordwest-Landebahn am Flughafen. Ticona hat sich bislang heftig gegen die Flughafenerweiterung gewehrt. Nach Angaben von RP-Präsident Gerold Dieke (FDP) steht die jetzige Anordnung seines Hauses nicht im Zusammenhang mit dem Genehmigungsverfahren zum Flughafenausbau. Hintergrund sei das bereits heute bestehende Risiko beim Überflug der Anlage.
Das «wesentliche Schadenspotenzial» bei Ticona liege in brennbaren Flüssigkeiten, die sich in großer Menge auf dem Gelände befänden, erläuterte Dieke. Bei einem Flugzeugabsturz müsse «im ungünstigsten Fall mit dem Totalverlust des Werkes und bis zu 250 Toten und Verletzten auf dem Gelände gerechnet werden». Um die Folgen eines Absturzes zu minimieren, solle Ticona jetzt prüfen, wie der Personalbestand oder die Menge gelagerter Stoffe in der Gefahrenzone verringert werden kann.
Die Verlagerung des stark giftigen Gases Bortrifluoid in einen Spezialbunker vergangenes Jahr habe das Risiko für die Menschen in der Region bereits deutlich reduziert, sagte Dieke. Mit «relevanten Auswirkungen eines Flugzeugabsturzes» außerhalb des Werksgeländes sei nun nicht mehr zu rechnen.
http://www.airliners.de/safety/nachrich ... cleid=8215