„Flughafen-System ändert Lage nicht“
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Von Thilo Zimmermann
Der Flughafen Düsseldorf schöpft keine Hoffnungen mehr aus dem beantragten Verbundprojekt mit dem Verkehrslandeplatz Mönchengladbach. Das sagte sein Bereichsleiter „Strategie“, Dr. Edmund Krieger, am Donnerstag bei der Anhörung über den umstrittenen Ausbau des Airports vor den Toren Korschenbroichs.
„Der Gedanke, dass sich dadurch unser Handlungsspielraum verbessert, hat sich als nicht realistisch erwiesen“, so der Fachmann aus der Landeshauptstadt. Im Rahmen eines so genannten Flughafen-Systems könnten Jets nach Düsseldorf gezwungen werden, in Mönchengladbach zu landen. Solche Einheiten gibt es in zahlreichen Ballungsräumen. „Sie haben aber keine relevanten Folgen und ändern die Lage nicht.
Ich muss ehrlich eingestehen, dass wir das nicht forciert weiter verfolgen“, sagte Krieger. Nichtsdestotrotz beantwortete er die Frage, ob ein ausgebauter Flughafen Mönchengladbach den Düsseldorfer Airport entlasten könne, „klar mit Ja“. Düsseldorf verzeichne in den Sommermonaten eine Nachfrage nach bis zu 80 Slots (Start- und Landegenehmigungen) in der Stunde, obwohl derzeit nur 38 Flugbewegungen erlaubt seien.
„Unser Flughafen stößt absolut an seine Grenzen und muss eine Fülle von Flügen abweisen“, so der Stratege. O-Ton Krieger: „Ein Ausbau in Mönchengladbach ist sehr sinnvoll, denn es gibt Airlines, die in Düsseldorf keine ausreichenden Kapazitäten vorfinden und freiwillig bereit wären, Mönchengladbach zu nutzen.“ Kurze Wege, niedrige Kosten und eine ausgezeichnete Infrastruktur sprächen dafür. Allein: „Die technischen Voraussetzung, das heißt eine für Mittelstrecken-Jets geeignete Start- und Landesbahn, fehlt.“
Der Korschenbroicher Ratsherr Christian Külbs konterte mit der Tatsache, dass Air Berlin trotz der von Krieger angeführten Slot-Engpässe von Mönchengladbach nach Düsseldorf wechseln konnte. „Der einzige Grund dafür liegt darin, dass es nicht gelungen ist, kleinere Flugzeug-Typen in Mönchengladbach zu konzentrieren. Das ist ein Wolkenkuckucksheim, das die Passagiere nicht annehmen“, so der Politiker.
Hart ins Gericht mit dem Düsseldorfer Flughafen-Manager ging auch Christoph Lange, der Vorsitzende der Initiative „Bürger gegen Fluglärm“. Der Meerbuscher bezweifelt die riesige Nachfrage nach Slots am Airport Düsseldorf. Dieser „vertuscht“ seiner Meinung nach das Faktum, dass die Fluggesellschaften viel mehr Slots beantragen als sie brauchen, um wenigstens einen Teil davon zu bekommen. „Außerdem werden Slots gebunkert, damit sie niemand anders bekommt“, so Lange.
Von den wieder zurückgegebenen Genehmigungen im Sommer 2003 stammten nachweislich allein 23 Prozent von der Lufthansa. Nicht die Zahl der Passagiere steige, sondern die der Flugbewegungen, da die Airlines immer öfter kleineres Fluggerät einsetzten. Folgerung von Lange: „Wenn die Nachfrage so groß wäre, würden sie größere Maschinen nehmen.“ 113 Flüge die Woche und damit fünf Prozent des Gesamtaufkommens gingen von und nach Düsseldorf, obwohl sie auch auf der Mönchengladbacher Kurzbahn aufsetzen könnten.
„Eine Verlagerung dorthin wurde nicht einmal versucht, weil die Airlines das nicht mitmachen. Hier tobt ein ruinöser Konkurrenzkampf auf dem Rücken der Bevölkerung“, zürnte Lange, der den beiden Flughafen-Gesellschaften „ein übles Spiel“ vorwarf. Nach Informationen der Initiative hat die Düsseldorfer Flughafen-GmbH ihre Anteile am Mönchengladbacher Pendant bereits abgeschrieben. Düsseldorfs Airport-Geschäftsführer Dr. Rainer Schwarz habe den Mönchengladbacher Ausbau, so Lange, bei einem Empfang im kleinen Kreis bereits als „tot“ bezeichnet - „weil sinnlos und zu teuer“, so der Fluglärm-Gegner.
„Ich erkenne keinen nachvollziehbaren Ansatz, wie man zusätzlichen Verkehr nach Mönchengladbach locken will“, ergänzte Wolfgang Houben aus Korschenbroich, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Airpeace“. Der Bedarf sei „schlicht nicht da“. Der Meerbuscher Landtagsabgeordnete Oliver Keymis kam mit einem Brief des „Board of Airline Representatives in Germany“ (Barig).
Darin heißt es: „Das Einzugsgebiet von Mönchengladbach überlappt sich mit den ,Catchment Areas’ anderer Flughäfen... Aus diesem Grund ist der Direktanflug dieses Flughafens unattraktiv für Airlines, die schon zu den benachbarten Flughäfen fliegen. Ob sich neue Airlines anlocken lassen, ist aufgrund der Wettbewerbssituation fraglich.“
http://www.ngz-online.de/ngz/news/kreis ... /Flug.html