British Airways wirft Flughäfen Inkompetenz vor
Auch am fünften Tag nach Ausrufung des Terroralarms bleibt die Lage auf den Londoner Großflughäfen chaotisch. Aufgrund der scharfen Sicherheitskontrollen müssen immer noch Flüge gestrichen werden. British Airways und Billigflieger werfen dem Flughafenbetreiber Inkompetenz vor.
London - 44 gestrichene Flüge in Heathrow, 33 in Gatwick - davon alle Inlandsflüge von British Airways - und 16 in Stansted: Der Londoner Flugverkehr ist auch heute noch weit davon entfernt, sich zu normalisieren. Die verschärften Sicherheitsmaßnahmen sind extrem zeitaufwendig, die Passagiere warten in langen Schlangen vor vielen Schaltern und Kontrollstellen und werden mit Flugstreichungen, Verspätungen und Chaos konfrontiert, berichtet der britische Nachrichtensender BBC.
Am Morgen hatte das britische Innenministerium die Terrorwarnung von der höchsten Stufe "kritisch" auf die zweithöchste Stufe "ernsthaft" herabgestuft. Damit ging auch eine Lockerung der Sicherheitsregeln einher. Wie das britische Verkehrsministerium mitteilte, dürfen Passagiere jeweils wieder ein Stück Handgepäck mit an Bord nehmen. Allerdings blieben Flüssigkeiten im Handgepäck weiter untersagt. Gleiches gilt auch für die USA.
Entgegen den Erwartungen entspannte sich die Lage an den Londoner Flughäfen zunächst nicht. Der Flughafenbetreiber BAA teilte mit, aus organisatorischen Gründen könne die Zulassung von Handgepäck auf den Flughäfen Heathrow und Gatwick erst ab morgen 5.30 Uhr umgesetzt werden. Die Anweisung müsse zunächst "6000 Mitarbeiter der Sicherheitsdienste in unseren Flughäfen" erreichen, sagte BAA-Direktor Stephen Nelson. Die Fluggesellschaft British Airways kündigte an, sie werde Handgepäck bereits heute ab 17.30 Uhr zulassen. Seit Mittag gelten die neuen Regeln auf den BAA-Flughäfen Stansted, Glasgow, Edinburgh und Aberdeen.
"Größte Sicherheitskrise in der britischen Luftfahrt"
Zwischen dem Betreiber BAA und den Fluggesellschaften dauert ein Streit an: Vor allem British Airways und der Billigflieger Ryanair warfen BAA Inkompetenz bei den Sicherheitskontrollen vor. Sie klagen, dass die BAA nicht genügend getan habe, den Rückstand aufzuholen, der durch die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen entstanden war. British Airways musste heute 20 Prozent seiner Flüge von Heathrow streichen, insgesamt sagte die Fluglinie von Donnerstag bis Sonntag 900 Flüge ab. Einige Fluglinien haben die britische Regierung laut der Nachrichtenagentur AP aufgerufen, Polizisten und Armee-Reservisten einzusetzen, um das Tempo der Sicherheitskontrollen zu erhöhen.
"Wenn die Unternehmen und die Regierung in der Sicherheit nicht zusammenarbeiten,...werden wir den Extremisten einen unglaublichen PR-Erfolg verschaffen", sagte Ryanair-Chef Michael Leary dem Fernsehsender Sky News. "Wir brauchen keinen Durchsuchung von Kindern, die mit ihren Eltern in den Urlaub nach Spanien fahren."
Für den BAA-Direktor Nelson ist die momentane Situation laut BBC "die größte Sicherheitskrise in der Geschichte der britischen Luftfahrt": "Auch wenn wir sicherlich die Herabstufung der Terrorwarnung begrüßen, ist die Zahl der Kontrolle per Hand immer noch doppelt so hoch wie am letzten Mittwoch." Er erwartet, dass sich die Situation in den nächsten beiden Tagen verbessern wird, und kündigte an, dass zusätzliches Personal eingesetzt wird. Verkehrsminister Douglas Alexander räumte ein, ein gewisses "Durcheinander" sei bei einer Änderung der Prozeduren unvermeidlich.
Deutsche Airlines fliegen heute nach London planmäßig. Bei der Deutschen Lufthansa wurden keine Verbindungen storniert, sagte ein Unternehmenssprecher zu SPIEGEL ONLINE. Passagiere müssten jedoch mit Verspätungen und kurzfristigen Stornierungen rechnen. Gestern Abend musste die Fluggesellschaft 13 Flüge absagen, davon waren 1300 Passagiere betroffen. Auch bei der zweitgrößten deutschen Airline, Air Berlin, die den Londoner Flughafen Stansted anfliegt, gibt es nur leichte Verspätungen, sagte eine Sprecherin.
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1 ... 66,00.html