Frankfurt (Reuters) - Europas zweitgrößter Flughafenbetreiber Fraport rechnet trotz steigender Passagierzahlen in der zweiten Jahreshälfte mit erheblichen Ergebniseinbußen.
Grund sind Probleme im türkischen Antalya, niedrigere Landegebühren und der Abzug des US-Militärs vom Frankfurter Flughafen. Dennoch bekräftigte das Unternehmen aufgrund der am Dienstag vorgelegten guten Bilanz für das erste Halbjahr seine positive Gesamtprognose für 2005.
"Wir können die Einbußen kompensieren und sind operativ gut unterwegs", sagte Finanzvorstand Stefan Schulte. Angesichts weiterer Einnahmeeinbußen in 2006 forderte der Fraport-Vorstand die Gewerkschaft Verdi zu Zugeständnissen auf.
Im zweiten Quartal steigerte Europas zweitgrößter Flughafenbetreiber den Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 4,9 Prozent auf 521,4 Millionen Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel mit 149,5 Millionen Euro um 8,6 Prozent höher aus. Der Gewinn erhöhte sich noch stärker um 12,1 Prozent auf 45,5 Prozent. Die Aktie des im MDax notierten Unternehmens, die in den vergangenen drei Monaten rund 25 Prozent zugelegt hatte, verlor am Dienstag 0,2 Prozent auf 39,15 Euro.
ANALYSTEN ÜBER AUSMASS DER PROBLEME IN ANTALYA ÜBERRASCHT
Analysten äußerten sich überrascht von den Problemen im türkischen Antalya. Dort rechnet Fraport für 2005 wegen der Neuverteilung der Passagiere seit Öffnung des zweiten Terminals im April mit Ergebniseinbußen von 25 Millionen Euro - das wären zwei Drittel des Vorjahresgewinns in Antalya.
"Fraport muss erklären, warum sich das so entwickelt hat und wie es in der Türkei weitergehen soll", sagte Analyst Per Ola Hellgren von der Landesbank Rheinland-Pfalz. Nils Machemehl von MM Warburg zeigte sich skeptisch, ob es tatsächlich zu einer günstigeren Passagieraufteilung zwischen neuem und altem Terminal kommt, an dem Fraport noch bis 2007 die Hälfte hält.
Abgesehen von den Problemen in der Türkei sahen die Analysten die Zahlen für das zweite Quartal positiv. "Das sieht alles sehr ordentlich aus, auch was die Jahresprognose angeht", sagte Markus Hesse vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Fraport will 2005 den Umsatz um mehr als drei Prozent auf erstmals über zwei Milliarden Euro und das Ebitda (Vorjahr 516,2 Millionen Euro) um bis zu 4,5 Prozent steigern. Der Konzerngewinn soll um fünf bis zehn Prozent wachsen.
Grund für die Einbußen in Antalya ist die Eröffnung eines neuen Terminals, wo nun der Großteil der Passagiere abgefertigt wird. Fraport habe für eine gerechtere Aufteilung der Passagierströme auf die beiden Terminals bisher nur eine mündliche Zusicherung der türkischen Regulierungsbehörde. Weitere Einbußen von 15 Millionen Euro bringen dem Konzern die von der EU vorgegebene neue Berechnung der Landeentgelte für die Fluggesellschaften. Der Abzug der US-Militärbasis im vierten Quartal mit zehn Millionen Euro Einnahmeausfall soll durch zusätzliche kommerzielle Flüge kompensiert werden.
2006 brächten neue Sicherheitsanforderungen der EU und die voraussichtlichen Preisreduzierungen bei der Bodenabfertigung für den Hauptkunden Lufthansa weitere Belastungen, betonte Fraport. Dennoch bleibe das Unternehmen zuversichtlich, sagte Schulte. Wichtig sei, dass nach dem mit dem Betriebsrat vereinbarten Sparpaket auch die Gewerkschaft Verdi zu Zugeständnissen etwa bei der Arbeitszeit bereit sei. Konzernchef Wilhelm Bender appellierte an Verdi, bei den laufenden Gesprächen den Fraport-Sparkurs zu unterstützen.
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