Weil Fraport damit droht, seine Bodendienste auszulagern, haben DGB und Verdi ihre Mitarbeit beim geplanten Ausbau des Frankfurter Flughafens gekündigt. Die Gewerkschaften hätten im Streit um den Ausbau immer auch mit der Qualität der Jobs am Flughafen argumentiert, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung von DGB und Verdi. Nun aber drohe Lohndumping und Tarifflucht.
Anlass für das Zerschneiden des Tischtuchs sei die Entscheidung des Fraport-Aufsichtsrats vom 26. Juni. Danach will der Frankfurter Flughafenbetreiber seine Bodendienste mit 5000 Beschäftigten ausgliedern, sollten diese nicht zu massivem Lohnverzicht bereit sein. Der Aufsichtsrat habe diese Position gegen die Stimmen der Arbeitnehmer beschlossen und den Vorstand für die Sitzung im Dezember mit einer entsprechenden Beschlussvorlage beauftragt.
Es sei "nicht akzeptabel", dass die Vertreter des Landes Hessen und der Stadt Frankfurt als Hauptanteilseigner von Fraport Lohndumping und Tarifflucht das Wort redeten und gleichzeitig für ungeschmälerte Renditeerwartungen und Dividendenzahlungen eintreten würden, sagte DGB-Landeschef Stefan Körzell. Die Konfrontation im Aufsichtsrat sei "eine völlig überflüssige und unverhältnismäßige Demonstration der Macht" gewesen.
Bereits seit Wochen fänden zwischen Betriebsrat und Verdi Verhandlungen mit dem Unternehmen über die Zukunft der Bodenverkehrsdienste statt. Offensichtlich beuge sich Fraport dem Hauptkunden Lufthansa, der schon über Jahre Kostensenkungen einfordere, sagte Közell.
Für DGB und Verdi mache die weitere Mitarbeit in den Gremien zum Flughafenausbau keinen Sinn, wenn die beiden Hauptaktionäre Stadt und Land gleichzeitig zu massivem Lohnverzicht auffordern würden. Seit mehr als zehn Jahren arbeiteten Gewerkschafter in verschiedenen Gremien zur Mediation; im Konvent des Forums Flughafen ist der DGB mit zwei Sitzen vertreten.
Ziel der Verhandlungen mit Verdi über Personalkostensenkungen bei den Bodenverkehrsdiensten sei eine sozialverträgliche Vereinbarung, mit der statt eines Ausstiegs aus dem Geschäftsfeld der Erhalt der Arbeitsplätze bei Fraport erreicht werden soll, teilte der Flughafenbetreiber mit. Es geht hierbei um einen angemessenen Weg zur Stabilisierung der Personalkosten bei gleichzeitigem Erhalt der absoluten Einkommen. Das Modell sehe den Abbau übertariflicher Leistungen in dem Maße vor, in dem Tarifsteigerungen zum Anstieg der Personalkosten führten.
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