Düsseldorf (rpo). Nordrhein-Westfalen ist für Billigfluggesellschaften ein gutes Pflaster. In den vergangenen Jahren haben Unternehmen wie Germanwings, Air Berlin und die dba kontinuierlich ausgebaut. Neue Ziele steuern sie dabei nicht nur von den Flughäfen in Düsseldorf und Köln/Bonn an. Auch von Münster, Dortmund oder Paderborn aus gehen die Billigflieger in die Luft.
„Nordrhein-Westfalen ist unser Standbein“, sagt Heinz Joachim Schöttes, Unternehmenssprecher von Germanwings, „denn unser Heimatstandort ist extrem wichtig“. Mit ihrer Gründung hat die Fluggesellschaft im Oktober 2002 ihr erstes Drehkreuz am Flughafen Köln-Bonn aufgebaut. Seitdem erweitert das Unternehmen beständig: Zwölf Flieger starten jetzt von Köln-Bonner Airport, im Jahr 2002 waren es noch fünf. Aus elf Strecken sind inzwischen 39 geworden. Erst Mitte Juli hat die Airline eine neue Strecke eröffnet, dreimal pro Woche wird jetzt der Flughafen Moskau-Vnukovo angesteuert.
Genauso haben sich die Geschäftszahlen nach oben entwickelt. Germanwings machte im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz von 247 Millionen Euro. Für 2005 rechnet Unternehmenssprecher Schöttes mit 350 Millionen Euro. Im Vergleich zu 2004 konnte der Umsatz im ersten Halbjahr 2005 um 60 Prozent gesteigert werden, 163 Millionen Umsatz hat die Airline bis jetzt gemacht. Einen großen Anteil daran habe der Standort NRW, so Schöttes. Dass in diesem Jahr voraussichtlich mehr als 2,5 Millionen Passagiere mit Germanwings von Köln-Bonn abheben werden, führt er auf die gute Infrastruktur zurück. Mit dem Auto wie mit dem Zug sei der Flughafen gut zu erreichen. Hinzu komme das Einzugsgebiet mit bis zu 15 Millionen Menschen. „Die Rheinländer sind reiselustig“, findet Schöttes.
Zuwachsraten kann auch Air Berlin in NRW verbuchen. Im ersten Halbjahr 2005 gingen am Flughafen Düsseldorf 28 Prozent mehr Passagiere an Bord. 2004 hoben in Düsseldorf insgesamt 1,5 Millionen Passagiere mit Air Berlin ab, nach eigenen Angaben eine Steigerung um 81 Prozent. Flieger des Unternehmens starten in Nordrhein-Westfalen von fünf Flughäfen. Neben Musterschüler Düsseldorf sind die Zahlen am Airport Köln/Bonn laut Pressereferentin Claudia Löffler stabil und in Paderborn/Lippstadt sowie in Münster/Osnabrück leicht im Plus. In Dortmund will Air Berlin prüfen, wie sich der Markt weiterentwickelt. Dort seien die Verkehrsanbindungen schlecht und die Landebahn zu kurz, so Löffler.
Air Berlin, die einst als reine Ferienfluggesellschaft startete, setzte zu Beginn des Einzelplatzverkaufs auf kleine Flughäfen. Für Münster/Osnabrück und Paderborn/Lippstadt habe sich das Unternehmen entschieden, um die Passagiere mit dem Flugzeug von Zuhause abzuholen und Mitbewerbern aus dem Weg zu gehen, erklärt Pressereferentin Claudia Löffler. Ein weiterer Vorteil von kleineren Flughäfen wie Münster/Osnabrück: Es gibt kein Nachtflugverbot. Sollte in Kassel jedoch der Neubau eines Flughafens entschieden werden, seien die Standorte Paderborn und Münster gefährdet.
In Düsseldorf hingegen wäre Air Berlin zu einem Ausbau seines Streckennetzes bereit, wenn es nicht eine Beschränkung der Start- und Landezeiten geben würde. Auch die Low-Cost-Airline dba würde eine neue Strecke nach Hamburg in ihr Programm aufnehmen. „Der Düsseldorfer Flughafen könnte stärker wachsen, wenn die Politik das ermöglicht“, sagt dba-Sprecher Matthias Andreesen, „zur Zeit arbeitet er wie eine Fabrik, die nur zu 50 bis 60 Prozent ausgelastet ist“.
Neben den Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf setzt die dba auch auf den Airport Münster/Osnabrück. Seit April diesen Jahres fliegt das Unternehmen von Münster aus nach München. Zeitgleich wurden die Linien zwischen Düsseldorf - Nürnberg und Düsseldorf - Moskau eröffnet. Das Ruhrgebiet und das Rheinland seien als wirtschaftsstarke Region für die Airline interessant, sagt Andreesen. 70 Prozent der Passagiere sind Geschäftsreisende. Im vergangenen Jahr schrieb die dba zum ersten Mal schwarze Zahlen und flog einen Gesamtgewinn von 1,7 Millionen Euro ein. Die Fluggesellschaft dba, die sich früher Deutsche BA nannte, ist seit zwei Jahren vom Mutterkonzern British Airways unabhängig.
Germanwings, dba, Air Berlin, Hapag-Lloyd-Express und easyjet – der Flughafen Köln-Bonn konzentriert sich seit seiner Neuausrichtung 2003 auf Billig-Airlines. Er ist inzwischen der größte Low-Cost-Airport in Deutschland und Vorbild für andere Airports. Das Konzept kopiere zum Beispiel der Flughafen Berlin-Schönefeld, so die Pressestelle.
Ein Billigflieger musste im vergangenen Jahr in NRW aufgeben. In Weeze stellte V-Bird wegen zu hoher Schulden seinen Betrieb ein. Dennoch geht Flughafensprecher Holger Terhorst davon aus, dass die Passagierzahlen 2005 konstant bei 800.000 liegen werden. Seit zwei Jahren heben Ryanair-Flieger vom Flughafen Niederrhein ab. „Die Auslastungen sind zufriedenstellend. Wir haben aber noch Kapazitäten“, so Terhorst. „Die Sogwirkung von Düsseldorf und Köln merken wir natürlich schon.“
http://www.rp-online.de/public/article/ ... nrw/106692