Budapest (Reuters) - Europas zweitgrößter Flughafenbetreiber Fraport geht bei der Privatisierung des aufstrebenden Flughafens in Budapest Branchenkreisen zufolge leer aus.
"Sie können davon ausgehen, dass Fraport nicht gewinnen wird", sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Dienstag. Wahrscheinlich werde der britische Konkurrent BAAden Zuschlag für den Betrieb bekommen. Europas größter Flughafenbetreiber habe ein höheres Angebot für das vom ungarischen Staat angebotene 75-Prozent-Paket vorgelegt als Fraport. Auch der deutsche Baukonzern Hochtief als dritter Beteiligter im Bieterverfahren habe noch Chancen.
"Wir nehmen nur zu offiziellen Entscheidungen Stellung", sagte ein Fraport-Sprecher. Die ungarische Regierung werde sich wohl Ende der Woche entscheiden. Budapest hatte angekündigt, das Verfahren noch 2005 abzuschließen, und den Beschluss frühestens für Donnerstag in Aussicht gestellt.
ANALYSTEN HALTEN PREIS FÜR BUDAPEST FÜR ZU HOCH
"Natürlich ist es schade, wenn man nicht zu Zuge kommt, sollte dies aber an der Summe liegen, zeigt es, dass das Fraport-Management nicht bereit ist, jeden Preis zu zahlen", sagte Analyst Jochen Rothenbacher vom Brokerhaus Equinet. Die in Berichten genannten 1,5 bis 1,6 Milliarden Euro wären "ein stolzer Preis" gewesen. "Der Preis wäre zu hoch gewesen, daher hätte ich einen Zuschlag für Fraport bei dieser Summe als negativ empfunden", sagte auch Ulrich Horstmann, Analyst bei der BayernLB.
Fraport will das Geschäft außerhalb des Flughafens Frankfurt in den nächsten Jahren ausweiten. Der Konzern bewirbt sich auch um den Betrieb von Flughäfen in Indien, Bulgarien und Russland und will sein Engagement in China forcieren. Fraport-Chef Wilhelm Bender hat jedoch deutlich gemacht, dass das Unternehmen nach dem Scheitern des Terminal-Projekts in Manila auf den Philippinen vor knapp vier Jahren mit einem Schaden von rund 350 Millionen Euro nicht jeden Preis zahlen werde. Die Risiken müssten überschaubar und der Kapitaleinsatz begrenzt sein, sagte Bender.
Der Budapester Flughafen Ferihegy gilt als der am schnellsten wachsende Luftverkehrsknotenpunkt in Osteuropa. Experten sehen dort das künftige zentrale Drehkreuz für den internationalen Luftverkehr der Region. Zum Verkauf stehen 75 Prozent minus eine Aktie, so dass der ungarische Staat eine Sperrminorität behält.
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