Der Betreiber der Berliner Flughäfen hat eingeräumt, dass der geplante Großstadtflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) 1 Mrd. Euro mehr verschlingen wird. Die Finanzierung ist noch nicht gesichert.
"Der gesamte Finanzierungsrahmen liegt in der Größenordnung von rund 2,9 Mrd. Euro", sagte Dieter Johannsen-Roth, Sprecher der Geschäftsführung der Berliner Flughäfen, im Interview der Financial Times Deutschland. Für das umstrittene Projekt war über Jahre offiziell immer nur die Investitionssumme von 1,9 Mrd. Euro genannt worden.
Durch anstehende Aufwendungen für die bestehenden drei Berliner Flughäfen (Tegel, Schönefeld, Tempelhof), Zinsen und Reserven muss der Betreiber aber insgesamt die deutlich höhere Summe bis zur Fertigstellung des neuen Standorts im Jahr 2011 aufbringen. Die Finanzierung ist noch nicht gesichert, obwohl die Bauvorbereitungen bereits auf Hochtouren laufen.
Berlin ist der drittgrößte deutsche Flughafenmarkt mit zuletzt insgesamt knapp 15 Millionen Passagieren; 2005 werden 17 Millionen erwartet. Für den BBI, der zunächst für 22 Millionen Passagiere angelegt wird und erweitert werden kann, sollen die alten Berliner Flughäfen aufgegeben werden. Unter Europas Großflughäfen herrscht bereits harter Verdrängungswettbewerb.
Heikles Thema Kosten
Die Kosten für das Großprojekt sind ein heikles Thema. Da die Berliner Flughäfen im Besitz der Länder Berlin und Brandenburg sowie des Bundes sind, belasten sie die Haushaltskassen. Der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft hatte das Finanzierungskonzept für den BBI Ende 2004 bewilligt. Bereits im April dieses Jahres hatten Zeitungen über einen deutlich höheren Investitionsbedarf berichtet. Das Bundesverkehrsministerium wies die Kostenexplosion damals brüsk zurück. Jetzt bestätigte ein Behördensprecher auf Anfrage der FTD das Volumen von 2,9 Mrd. Euro als "längst bekannt". Obendrein will der Bund noch rund 600 Mio. Euro für Bahn- und Autobahnanbindungen leisten.
Auch rechtliche Hürden blockieren das Projekt, das nach der Wende angestoßen wurde. Zwar lag die Genehmigung zur Realisierung vor einem Jahr vor. Doch das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhängte einen Baustopp, um noch Klagen von Anwohnern zu prüfen. Eine Entscheidung hat die oberste richterliche Instanz für das erste Halbjahr 2006 in Aussicht gestellt.
Seit 1996 sind laut Flughafengesellschaft rund 220 Mio. Euro in die Bauvorbereitungen geflossen. Die werden auch jetzt vorangetrieben, etwa mit dem Abriss eines umgesiedelten Dorfes und archäologischen Ausgrabungen. Die geplante Fertigstellung des BBI musste aber erneut um ein Jahr auf 2011 verschoben werden.
Verhandlungen noch nicht abgeschlossen
Fehlschläge überschatten das Vorhaben seit Beginn: Ursprünglich hatten sich die Baukonzerne Hochtief und IVG sowie der Flughafenbetreiber Fraport um eine Übernahme beworben. Die Privatisierung wurde aber wegen Vergabefehlern und Betrugsverdachts wiederholt, scheiterte im zweiten Anlauf schließlich ganz.
Private Gesellschafter lehnt Flughafenchef Johannsen-Roth, der die Verhandlungen damals als Finanzberater begleitet hatte, mittlerweile ab. Sie seien nicht sachlich förderlich. "Und Cash kriegen wir über den Kapitalmarkt oder Kredite genauso." Jetzt stehe der Weg zur Kapitalmarktfähigkeit noch nicht an. "Aber in vier bis fünf Jahren können wir darüber nachdenken", sagt Johannsen-Roth.
Bis dahin sollen Kredite den größten Batzen von gut 2 Mrd. Euro abdecken. Gespräche würden mit der KfW Bankengruppe, der Europäischen Investitionsbank sowie Berliner und Brandenburger Investitionsbank geführt. Die Verhandlungen seien aber noch nicht abgeschlossen. Dabei sah der Geschäftsbericht 2004 bereits ab Mitte dieses Jahres eine erste Brückenfinanzierung vor. Die beziffert Johannsen-Roth nun auf rund 230 statt zuletzt 330 Mio. Euro. Zudem sollen die öffentlichen Anteilseigner 430 Mio. Euro beisteuern. Das Unternehmen will 440 Mio. Euro aus dem Cashflow aufbringen. Johannsen-Roth rechnet damit, "in diesem Jahr einen verfügbaren Cashflow von 45 Mio. Euro zu generieren, der dann kontinuierlich gesteigert wird, bis auf 90 Mio. Euro in 2009".
http://www.ftd.de/ub/di/18184.html
Und das wo Berlin pleite ist. Dem Bund gehts nicht besser. Mmmh sieht fast so aus, als ob es egal ist wie das Bundesverwaltungsgericht entscheidet. Den BBI kann niemand bezahlen