Hamburg/Paris (dpa) - Nach den massiven Verzögerungen beim Riesen- Airbus A380 verhandelt der wichtigste Kunde, die Fluggesellschaft Emirates, laut Medienberichten mit dem Rivalen Boeing. Es gehe um 20 bis 30 Maschinen des neuen Jumbo-Jets 747-8, die dem problembehafteten A380 am nächsten kommt.
Das berichteten unter Berufung auf den Emirates-Präsidenten Tim Clark übereinstimmend die Londoner "Times" und der "Independent". Clark habe aber auch deutlich gemacht, dass Emirates an den Bestellungen für insgesamt 45 der A380-Maschinen festhalten wolle.
Dagegen ziehe die Fluggesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ihre Order für den Langstreckenjet A340 zurück und setze stattdessen auf Boeings Konkurrenzmodell 777, hieß es. Es gehe um zehn fest bestellte A340 und um eine Option auf acht weitere Maschinen des Typs. Das Paket hätte einen Listenpreis von vier Milliarden Dollar. Airbus habe keine Kenntnis von einer Abbestellung, sagte eine Sprecherin am Samstag.
Emirates hatte bereits vor einem Jahr 42 Maschinen der Boeing 777 bestellt. Die Absage von Emirates könnte das A340- Programm in Bedrängnis bringen. Insbesondere die älteren Versionen A340-200 und -300 waren durch die Boeing 777 bereits massiv unter Druck geraten.
Bei der Boeing 747-8 fordere Emirates eine geänderte Version der Maschine für normalerweise rund 460 Passagiere. Die Airline wolle weniger Sitzplätze und dafür eine größere Reichweite. Emirates ist der wichtigste Kunde für den Airbus A380 mit 555 Sitzplätzen, von dem bisher 159 Maschinen bestellt wurden.
Boeing hatte das 747-8-Programm im Herbst 2005 offiziell gestartet. Das Flugzeug ist eine Weiterentwicklung des erfolgreichen Jumbo-Jets Boeing 747. Es soll wenige Meter länger sein, als die bisher verkaufte 747-400 und viele Systeme der neuartigen Boeing 787 "Dreamliner" erhalten. Bisher hatte Boeing vor allem Bestellungen für die 747-8-Frachtversion verzeichnet, darunter zehn von Emirates Anfang Oktober.
Bei der 747-8 verfolgt Boeing eine ähnliche Strategie wie schon zuvor beim Kurzstreckenflugzeug 737. Hier gibt es vom Ursprungsmodell aus den 60er Jahren inzwischen auch mehrere, modifizierte Nachfolgeversionen - zur Zeit die so genannte 737-"Next Generation".
Bei der 747 wurde das Ursprungsmodell 747-100 aus dem Jahr 1969 ebenfalls mehrfach modernisiert. So war die 747-200 in den späten 70er und 80er Jahren das Rückgrat der Langstreckenflotte bei zahlreichen Fluggesellschaften. An ihre Stelle trat in den 90er Jahren die 747-400 mit modernisierten Cockpitsystemen, verbesserten Tragflächen und zahlreichen weiteren Modifikationen. Die 747-400 mit Platz für rund 400 Fluggäste ist derzeit das Flaggschiff vieler Langstreckenflotten.
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