Vorwurf lautet auf defizitären Flughafen
So ein Politikbrief von Lufthansa - Landrat Sieghardt Rydzewski sieht das freilich anders
Altenburg (OTZ/B. Kemter). Kosten ohne Ende: Zwei Millionen Euro haben der Landkreis Altenburger Land und die Stadtwerke Altenburg im vergangenen Jahr für die Sanierung der Start- und Landebahn in Nobitz spendiert. Die Stadtwerke dürfen dafür den Parkplatz bewirtschaften. Ein schlechtes Geschäft, meint die Lufthansa in ihrem Politikbrief, den sie an maßgebliche Leute in Politik, Medien und Wirtschaft verschickt. Bereits im Oktober 2006 seien nochmals 285 000 Euro nachgeschossen worden, um den Flughafen vor der Insolvenz zu retten.
Auch der Freistaat Thüringen zeige sich großzügig. Er habe in den vergangenen Jahren nicht nur die Kosten für die Luftaufsicht von einigen hunderttausend Euro übernommen, sondern bezahle auch ein Löschfahrzeug für etwa 800 000 Euro. Ryanair profitiere als einziger Beteiligter von dieser "Gastfreundschaft". Dafür, so Lufthansa, böten die Iren auf Staatskosten pro Woche zehn Flüge nach London und ins spanische Gerona an, ohne große Gebühren zu entrichten.
Nicht nur Altenburg-Nobitz bekommt "sein Fett" ab, auch anderen "Kleinstflughäfen" wird eine Verschwendung öffentlicher Mittel bescheinigt. Und selbst Erfurt mit seinen gefälschten Passagierzahlen bleibt hiervon nicht ausgenommen. Aiports arbeiten erst ab zwei Millionen Fluggästen wirtschaftlich, macht Lufthansa geltend.
Landrat Sieghardt Rydzewski (parteilos) sieht das Ganze freilich recht gelassen und natürlich auch völlig anders. Ein Rundumschlag, gerichtet gegen Flughäfen, wo Lufthansa gelegentlich oder gar nicht fliegt. "Es ist ärgerlich für uns, dass es Dinge sind, die wir haben entstehen lassen", meinte der Landrat im Hinblick auf die vormaligen Turbulenzen um die drohende Insolvenz. "Wir haben es dazu kommen lassen, dass solche Negativzeilen produziert werden. Dabei sind wir doch gut gehalten, uns zurückzulehnen." Man habe in den Ausbau der Infrastruktur und in Wachstum investiert. "Kein Geld wurde dabei verheizt, es gab kein Missmanagement, und wir schreiben auch keine roten Zahlen", wandte sich der Landrat gegen das von Lufthansa unterstellte "Subventionsdesaster".
Er räumte zugleich ein, dass es noch nicht genügend "Geschäfte auf der Piste" gebe, damit sich alles besser rechne. Aber ins Blaue hinein sei nie investiert worden. Die Parkplätze "haben wir mit unseren Partnern bauen müssen, weil es ein höheres Aufkommen an Fluggästen gab." Auch insofern sei nichts falsch gemacht worden. Im Zusammenhang von Passagierzahlen und Investitionen seien anderenorts fünf- bis sechsmal mehr an Steuergeldern geflossen "als im Vergleich zu uns". - "Wir können uns da durchaus sehen lassen."
Der Vertrag mit den Altenburger Stadtwerken über die Parkplatzbewirtschaftung soll im Juni bei einer Summe von 2,4 Millionen Euro abgelöst werden. "Das Geld ist in der allgemeinen Rücklage bereits vorhanden", so Rydzewski abschließend.
Jürgen Grahmann, Geschäftsführer der Flugplatz Altenburg-Nobitz GmbH, hatte das Lufthansa-Papier während des jüngsten Kreistages zur Kenntnisnahme verteilt.
OTZ