Lufthansa nimmt Kurs auf Russland
Die Lufthansa hat mit einem Kooperationsvertrag Kurs auf den stark wachsenden russischen Luftverkehrsmarkt genommen. Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber unterzeichnete am Mittwoch in Moskau eine Absichtserklärung mit dem vom Kreml geformten Airline-Bündnis Air Union über die Entwicklung einer strategischen Partnerschaft.
„Russland ist für unsere Kunden ein wichtiges Ziel mit stetig wachsender Bedeutung“, sagte Mayrhuber. Air Union, hinter Aeroflot Nummer 2 in Russland, wird von Boris Abramowitsch kontrolliert, dem auch die ungarische Fluglinie MALEV gehört. Lufthansa wechselt innerhalb Moskaus den Flughafen.
Zehn Prozent Wachstum
Der russische Luftverkehrsmarkt wächst derzeit pro Jahr um etwa zehn Prozent. Lufthansa und Air Union planen einen gegenseitigen Flugverkauf ab Sommer 2008 und mittelfristig eine Zusammenarbeit bei Vielfliegerprogrammen. Das russische Bündnis setzt sich aus den fünf regionalen Fluggesellschaften KrasAir, Domodedovo Airlines (DAL), Omskavia, Samara und Sibaviatrans zusammen. Die Flotte der Air Union umfasst mehr als 70 Flugzeuge, von denen ein großer Teil noch aus sowjetischer Produktion stammt. Im Vorjahr transportierten die Aeroflot-Konkurrenten zusammen insgesamt 4,9 Millionen Passagiere (Aeroflot 2005: 8,75 Mio Passagiere).
Zur besseren Abstimmung mit Air Union sowie den Partner-Airlines in der Star Alliance wechselt Lufthansa zum Sommerflugplan 2008 vom Moskauer Aeroflot-Flughafen Scheremetjewo (Luftfahrtcode: SVO) nach Domodedowo (DME). Mit 15 Millionen Passagieren jährlich ist Domodedowo südöstlich von Moskau der größte Flughafen in Osteuropa.
Jahrelang um Kooperation bemüht
Lufthansa hatte sich über Jahre um eine engere Kooperation mit Aeroflot bemüht. Die Airline schloss sich aber im Vorjahr der Luftfahrtallianz SkyTeam um Air France-KLM an. Seit dem Jahr 2000 erlebt die russische Luftfahrtbranche einen rasanten Aufstieg. Auch kleinere Gesellschaften kaufen westliche Jets. Die Regierung in Moskau hat ein Milliardenprogramm zur Modernisierung der Flughäfen aufgelegt.
Zugleich bestehen aus westlicher Sicht weiterhin starke Sicherheitsbedenken. Auf Anraten der EU hat die russische Regierung vor kurzem vier einheimischen Airlines sämtliche Flüge in den EU-Raum untersagt. Sechs weitere Fluggesellschaften, darunter KrasAir, dürfen nur mit einer begrenzten Zahl von Flugzeugen in den EU-Raum fliegen. Nach Angaben der internationalen Luftverkehrs-Vereinigung IATA vom April ist Russland ungeachtet aller Verbesserungen weiterhin das gefährlichste Land für Flugreisen weltweit.
FAZ