Wir sind offen für Gespräche." Mit diesen Worten kommentiert ein Lufthansa-Sprecher die Einladung der angeschlagenen italienischen Fluggesellschaft Alitalia. Die Konditionen müssten aber stimmen, bevor überhaupt ein Engagement erwogen werde. Zu Einzelheiten wollte sich der Sprecher nicht äußern. Alitalia hat nach einem Beschluss des Aufsichtsrates eine Wunschliste für mögliche Retter aus der Not vorgelegt. Zu dem Kreis von sechs möglichen Investoren, die bei dem Unternehmen einsteigen könnten, gehören die Lufthansa, Air France-KLM, Air One, Aeroflot, eine Gruppe um den italienischen Anwalt Cordata Baldassarre und die US-Beteiligungsgesellschaft TPG. Alitalia-Chef Maurizio Prato äußerte sich zuversichtlich, die Gespräche bald abschließen zu können.
Bis dahin müsste aber noch eine Menge geschehen. Denn Investoren schrecken vor allem die starke Position der streikfreudigen italienischen Gewerkschaften bei der Airline und natürlich die prekäre Finanzlage des Unternehmens. Im vorigen Jahr erreichte der Verlust mehr als 600 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten betragen inzwischen gut eine Milliarde Euro. Italien gilt allerdings als interessanter Markt in der Luftfahrt-Branche.
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Das Konsortium um den italienischen Juristen Baldassarre erklärte laut Reuters, zunächst 1,5 Milliarden Euro für den Kauf und die Sanierung von Alitalia bereitgelegt zu haben.
Der italienische Staat ist an Alitalia mit 49,9 Prozent beteiligt. Im Juli war versucht worden, dieses Paket zu versteigern, was aber schiefging. Aeroflot, Air One und TPG hatten sich an dem Verfahren beteiligt, waren aber später wieder ausgestiegen. Seitdem hatte Air France Interesse an Alitalia bekundet.
Dass Lufthansa nun von Alitalia angesprochen wird, wird in der Branche als nichts Außergewöhnliches angesehen, da die aktuelle Neuordnung auf dem europäischen Luftfahrt-Markt ohne den deutschen Konzern nicht denkbar sei.
Vor diesem Hintergrund hat Lufthansa kürzlich den Ferienflieger Condor an Air Berlin verkauft. Dieses Geschäft prüft das Bundeskartellamt derzeit. Wie lange dies dauere, sei aber unklar, erklärte eine Sprecherin laut Reuters. Die Fluggesellschaft rechne allerdings mit einer intensiven Untersuchung der Behörde, die sich über mehrere Monate erstrecken könne.
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