Die Übernahmepläne von Air France-KLM für den angeschlagenen Konkurrenten Alitalia sind gescheitert. Der französisch-niederländische Konzern erklärte die Verhandlungen gestern Abend für beendet, nachdem seine Gespräche mit den italienischen Gewerkschaften über das Vorhaben zu keinem Ergebnis geführt hatten.
Alitalia-Chef Maurizio Prato trat zurück und berief für Donnerstag ein außerordentliches Treffen des Verwaltungsrats ein. Einem Gewerkschaftsvertreter zufolge könnte das Scheitern der Übernahme auch eine Krisensitzung der Regierung in Rom beschäftigen.
Air France-KLM hatte für den Fall einer Übernahme des Staatsanteils von 49,9 Prozent an Alitalia massive Stellenstreichungen angekündigt, seine Offerte aber von der Zustimmung der Gewerkschaften abhängig gemacht. Air-France-Chef Jean-Cyril Spinetta bedauerte das Scheitern der Gespräche und erklärte, die Umstände erlaubten keine Fortsetzung der Verhandlungen. Zuvor hatte er Gewerkschaftskreisen zufolge Forderungen nach einem Erhalt der Alitalia-Beteiligung an deren problemträchtiger Bodenservice-Sparte sowie einer schnelleren Flottenmodernisierung und dem Erhalt eines eigenen Frachtdienstes abgelehnt. Seine Zugeständnisse bei diesen Streitpunkten gingen den Gewerkschaften demnach nicht weit genug.
Alitalia hatte die Zustimmung der Gewerkschaften bis gestern Abend gefordert und erklärt, weitere Verzögerungen würden die ohnehin desolate Finanzsituation des Unternehmens noch verschlimmern. "Dieses Unternehmen ist verflucht. Nur ein Exorzist kann es retten", wurde Konzernchef Prato aus den Verhandlungen zitiert.
Neben den Gewerkschaften hatten auch die Betreiber des Flughafens Mailand sowie die italienische Opposition die Übernahmepläne heftig kritisiert. Vor der Parlamentswahl am 13. und 14. April ist das Geschäft zu einem politischen Streitthema ersten Ranges geworden. Rechtsgerichtete Politiker begrüßten das Scheitern der Verhandlungen dementsprechend: Dies sei eine sehr gute Nachricht, sagte Roberto Maroni von der Lega Nord, die mit Oppositionschef Silvio Berlusconi verbündet ist. Die Pläne seien weder für Alitalia noch für den Mailänder Flughafen positiv gewesen.
Der mit dem Alitalia-Verkauf betraute italienische Wirtschaftsminister Tommaso Padoa-Schioppa hatte dagegen am Nachmittag bei einer Parlamentsanhörung betont, er sehe praktisch keine keine Alternative zur Übernahme durch Air France-KLM. Bei ihrem Scheitern bleibe nur noch die Option, das Unternehmen unter staatliche Notverwaltung zu stellen, was aber keinesfalls eine Garantie für eine Rettung sei. Ein Kauf durch italienische Geschäftsleute, wie ihn Oppositionsführer Silvio Berlusconi vorgeschlagen hat, sei unmöglich. Die Regierung sucht seit rund einem Jahr nach einem Käufer für die vom Bankrott bedrohte Fluggesellschaft.
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