Ryanair droht Fraport-Tochter Hahn mit Abzug
Der konflikt zwischen dem Flughafen Hahn und der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair droht zu eskalieren. Ryanair protestiert gegen die von dem Flughafenbetreiber geplante Fluggastgebühr und droht damit, "eine Vielzahl ihrer Verbindungen einzustellen". Das dürfte die defizitäre Fraport-Tochter empfindlich treffen. Ryanair fliegt von Hahn im Hunsrück mit elf Maschinen 49 Ziele in ganz Europa an und sorgt mit jährlich 3,8 Millionen Passagieren für 95 Prozent der Fluggäste des Provinzflughafens. Ryanair befürchtet durch die Passagiergebühr einen deutlichen Nachfragerückgang, da die Fluggäste durch die schwächelnde Wirtschaft sehr auf die Preise achteten, sagte Ryanair-Managerin Anja Seugling.
Der Flughafenbetreiber will von seinen Passagieren ab dem zweiten Quartal 2009 eine Gebühr von drei Euro verlangen. Diese soll über ein Kassenautomaten am Flughafen entricht werden, der Beleg soll bei der Sicherheitskontrolle vorgezeigt werden. Zudem soll das Terminal für zwölf Millionen Euro für bis zu sieben Millionen Passagiere pro Jahr erweitert werden. Gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz und einem privaten Investor will Fraport außerdem eine Gesellschaft gründen, die mehrere Millionen Euro in die Entwicklung der brachliegenden Flächen um den Flughafen investieren soll. Sollte Hahn nicht wie geplant 2010 Gewinn schreiben, erwägt Fraport auch einen Verkauf der Tochter. Hahn gehört zu 65 Prozent dem Flughafenbetreiber Fraport, je 17,5 Prozent halten die Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz. Fraport-Vizechef Stefan Schulte gab sich optimistisch für eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ryanair. Die Fluggesellschaft sei nicht direkt von der Gebühr betroffen. Wie Ryanair müsse auch Hahn auf seine Wirtschaftlichkeit achten, sagte er.
Bald Millionengrab der Steuerzahler ?
Schöne Ziele kann man vom Hahn aus ansteuern: etwa das romantische Venedig, oder das Shopping-Paradies Mailand... - wäre da für Viele nicht die lange Anreise. Bis in den Hunsrück ist es aus dem Rhein-Main-Gebiet eben doch ein gutes Stück, kostenfreies Parken war gestern, und Schnäppchen gibt es mittlerweile auch am Frankfurter Flughafen - und zwar bequem mit S-Bahn-Anschluss. Es liegt aber nicht nur am Standort, dass es dem Hahn nicht gut geht: Der Billigflieger-Markt ist längst gesättigt, und die Flugverkehrsbranche insgesamt schwächelt. Am Hahn kommt noch erschwerend hinzu, dass der Flughafen vom Großkunden Ryanair auf Gedeih und Verderb abhängig ist. Und just dieser Tage beginnt sich mancher wieder der Mahner zu erinnern, die genau in dieser Abhängigkeit immer eine große Gefahr sahen. Diese dürfen sich jetzt bestätigt fühlen: Zwar ist es in Ordnung, wenn der Flughafen versucht, mit einer Gebühr von drei Euro den Sprung in die Gewinnzone zu schaffen. Die Passagiere werden dies sicherlich verkraften, und momentan scheint es auch keine andere Lösung für den chronisch defizitären Airport zu geben. Allerdings funkt Großkunde Ryanair nun dazwischen und droht mit dem Streichen von Verbindungen und dem Abzug von Flugzeugen. Man wird hier den Verdacht nicht los, dass die Billigflieger-Linie die Gelegenheit nutzt, um bessere Konditionen zu erzwingen. Nun ist die Politik gefordert: Sie muss versuchen, die Wogen zu glätten. Ansonsten wird der Hahn zum Millionen-Grab der Steuerzahler.
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Flughafen Hahn verteidigt geplante Terminalgebühr
Der Flughafen Hahn hat die geplante Einführung einer Gebühr von drei Euro für abfliegende Passagiere verteidigt. "Unsere Gesellschafter haben hier in den letzten zehn Jahren 210 Millionen Euro investiert", sagte der kaufmännische Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, Uwe Klettenheimer, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Wir haben operativ positive Ergebnisse. Aber wir verdienen unsere Kapitalkosten nicht", sagte er.
Der Flughafen schreibt unterm Strich rote Zahlen. Die neue Gebühr soll jährliche Mehreinnahmen von bis zu sechs Millionen Euro bringen. Hahn ist die größte Basis der irischen Fluggesellschaft Ryanair in Deutschland. Ryanair hatte angekündigt, wegen der neuen Gebühr Flüge streichen und Maschinen vom Hahn abziehen zu wollen. Klettenheimer sagte, er habe mit dieser Reaktion gerechnet.
"Das hat uns nicht überrascht. Aber natürlich nehmen wir die Äußerungen von Ryanair sehr ernst", sagte er. Nach seiner Einschätzung werde Ryanair aber keine Flüge nur wegen der Gebühr streichen, sondern wegen einer geringen Auslastung. Kein privatwirtschaftliches Unternehmen könne sich der allgemeinen wirtschaftlichen Lage entziehen.
Für 2008 rechnet Klettenheimer mit ungefähr vier Millionen Passagieren auf dem Hahn - da sind ebenso viele wie im Jahr zuvor. 2009 sei auch wegen der Wirtschaftskrise mit einem Rückgang von 9,2 Prozent zu rechnen. Ryanair hat derzeit elf Maschinen auf dem Hahn stationiert und wollte die Zahl bis 2012 auf 18 steigern.
"Im Moment sehe ich das nicht", sagte Klettenheimer. Er betonte zugleich, dass nicht nur der Hahn von Ryanair abhängig sei, sondern Ryanair auch vom Hahn, der mit 25 Minuten sehr kurze Bodenzeiten für die Flugzeuge biete. "Das heißt, die Airline kann den Flieger länger in der Luft halten und mehr Cash je Flugzeug und Mannschaft generieren."
Der Anteilseigner und Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hatte bis 2010 schwarze Zahlen auf dem Hahn angemahnt. "2010 ist nicht in Stein gemeißelt. Für Fraport ist entscheidend, dass der Trend stimmt", meinte Klettenheimer. 2007 hatte das Ergebnis nach Steuern rund 15,7 Millionen Euro betragen. 2008 werde der Verlust "leider nicht weniger sein als im Jahr davor", sagte der 40-Jährige. "2009 wollen wir die Trendwende einläuten." Operativ erwarte er 2008 wie in den beiden Jahren zuvor ein positives Ergebnis.
Die neue Terminalgebühr sei eine Säule eines dreiteiligen Gesamtpaketes, betonte Klettenheimer. "Alle drei Säulen sind wichtig und bedingen sich gegenseitig." So solle das Passagierterminal von Herbst 2009 an für zwölf Millionen Euro modernisiert werden. Zudem soll Anfang 2009 eine Gesellschaft an den Start gehen, um brachliegende Flächen am Flughafen zu entwickeln.
Neben dem Land Rheinland-Pfalz und einem bislang unveröffentlichten privaten Investor sei die Fraport AG an der Entwicklungsgesellschaft beteiligt. "Damit zeigt Fraport, dass das hier ein langfristiges Engagement ist", sagte Klettenheimer. Zuvor war befürchtet worden, dass Fraport sich zurückziehen könnte, wenn der Hahn weiter Verluste schreibt.
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