So, nachdem hier ja doch etwas Interesse für das Stormchasing besteht, möchte ich mal in diesem Thread versuchen nach und nach etwas Licht ins Dunkel zu bringen, und auch den ein oder anderen Einblick in dieses Hobby geben...
Ein anderes Wort für Stormchaser ist auch Sturmjäger, wobei das jagen natürlich nur im bildlichen Sinne zu verstehen ist. Und man kann auch sehr leicht zum Gejagten werden ...
An Tagen an denen die Wetterkarten gute Bedingungen für Gewitter hergeben, belade ich mich mein Auto mit Laptop, Windmesser, Kamera, Videokamera usw. . Dann treffe ich mich mit anderen Chasern hier aus der Region und dann geht es quer durch ganz Sachsen. Je nach Lage auch nach Sachsen-Anhalt, Thüringen oder Nordbayern je nach dem wo das Radar, oder andere Chaser auf Entwicklungen aufmerksam machen.
Dort angekommen, wird dann meist erst einmal gewartet, man mag es nicht glauben, aber ein Stormchaser benötigt viel Gedult, ähnlich wie beim Planespotting.
Wenn es dann losgeht wird geknippst und gefilmt, was die Kamerchips hergeben.
Manche Chaser fahren bei entsprechenden Lagen bis zu 1000 km am Tag. Das lässt sich natürlich nur als Team realisieren. Zum einen lassen sich so die Kosten gut teilen, zum anderen kann man so auch Aufgaben verteilen.
Während der Fahrt lassen sich nun einmal keine Radarbilder überprüfen, aber wenn man schon mal einen Beifahrer hat, ist das auch kein Thema mehr
.
Und gerade der Informationsstand (Radarbilder, Karten, Kontakte mit anderen Teams) kann über Sieg oder Niederlage entscheiden. Niederlage kann im extremsten Falle schwere Schäden, Verletzungen oder auch, im extremsten Fall, den Tod bedeuten. Dessen muss man sich bei diesem Hobby bewusst sein, denn jedes Unwetter stellt eine potentielle Gefahr da. Es ist zwar bei uns nicht so extrem mit Tornadoentwicklungen, aber man braucht nicht erst nen Tornado um ernsthaft in der Klemme zu stecken...
Wo ich gerade beim Thema Tornado bin...
Es herrscht ja leider hier in Deutschland die landläufige Meinung vor, dass Deutschland nur kleine harmlose Tornados hat. Manchmal unterscheidet man sogar noch zwischen Windhose und Tornados, was völliger Unsinn ist, denn beide Begriffe stehen für das selbe Phänomen, das nur mal am Rande
. Auch die Tatsache, dass es in Deutschland verhältnismäßig viele T-Fälle gibt, ist noch recht unbekannt.
Die allgemeine Tornadosituation in D. wird aber, Dank der neuen Medien, zum Glück immer bekannter.
Hier mal für Interessierte unter euch ein Link zum stöbern und vielleicht auch stauen:
http://tornadoliste.de/Der letzte bestätigte Tornado im Leipziger Raum ist noch gar nicht so lange her. Er fand am 22.06.2011 statt und verwüstete das Gewerbegebiet im Schkeuditzer Ortsteil Dölzig.
So aber erst einmal genug zum extremsten was uns das Wetter zu bieten hat
.
Zurück zum Chasen...
Als Chaser versucht man natürlich schon alleine aufgrund der Tatsache, dass man im Starkregen nicht fotografieren kann, aus dem eigentlichen Unwetter raus zu bleiben - und trotzdem so nah wie möglich dran zu sein, aber so sicher wie möglich.
Sicherheit ist jedoch sehr oft ein Kompromiss, denn die absolute Sicherheit gibt es in den meisten Fällen nicht. Die größte Gefahr geht nicht vom Wetter aus, sondern vom Straßenverkehr. Auf Platz 2 ist aber dann das, was logisch erscheint, der Blitzschlag.
Auch hier gibt es wieder viele Irrtümer, die sich aber in den Köpfen festgesetzt haben...
Früher dachte man immer, da wo es nicht regnet kann der Blitz nicht einschlagen, wie bescheuert diese Theorie ist brauche ich wohl nicht erläutern
.
So lange man sich unter dem Eisschirm (der bekannte Amboss) eines aktiven Gewitters befindet, und der kann auch gut und gerne mal etwas größer sein (Radien von 20-50 km sind da durchaus möglich, u.U. sogar größer), besteht die Gefahr von positiven Blitzen, dies lässt sich sehr häufig einfach nicht ausschließen.
Eine Gefährdung stellt auch Wind dar, als Chaser sollte man schon einmal darauf achten, dass man sich nicht gerade in Alleen bewegt, wenn ein Downburst (Gewitterfallböe) auf einen zuhält. Generell hält man sich von Bäumen eher fern...
Eine weitere Gefahr ist Hagel, wer die Berichte über die letzten Hagelzellen in den vergangenen Wochen in den Medien verfolgt, weiß was ich meine. Die Zelle Anfang August bei Reutlingen hat Hagel bis mit einer Größe bis 14 cm geworfen, aktueller Deutschlandrekord! Das muss man sich auch erst einmal vorstellen, Eisklumpen in Kindskopfgröße, was passiert wenn man so ein Ding abbekommt sollte auch klar sein...
Aus Hagelzellen versucht man sich als Chaser grundsätzlich rauszuhalten.
Chaserkollegen aus Sachsen-Anhalt ist dies Anfang August bei Hannover leider nicht geglückt, eine zerstörte Windschutzscheibe war das Ergebnis eines unfreiwilligen Corepunches (die Fahrt in den Kern, bzw. auch das überrollen lassen vom Kern mit einer Hagelgröße bis 8 cm.
Chasen an sich birgt viele Gefahren, aber wenn man sich mit diesen Gefahren auskennt, und auch weiß worauf man achten muss, bzw. die Anzeichen einer drohenden Gefahr erkennt, dann ist es auch nicht gefährlicher als manch andere Hobbys.
Einige Chaser (so wie ich) sind auch Mitglied im Verein Skywarn. Wir versuchen so gleichzeitig noch einen positiven Nutzen aus unserem Hobby zu ziehen. Wir von Skywarn haben eine Meldehotline, auch die auch nur zertifizierte Mitglieder einen Zugriff haben.
Über diese Hotline werden, sobald ein Unwetterbestimmte Kriterien erfüllt Meldungen an unser Meldezentrum geschickt. Diese Meldungen gehen automatsich an die führenden Wetterdienste im Land, und aufgrund dieser Meldungen können dann Unwetterwarnungen herausgegeben werden, bzw. auch aktualisiert werden. So tragen wir auch zur Sicherheit der Allgemeinheit bei.
So um den langen Text mal noch etwas aufzulockern, hier noch ein paar Bilder.
(nur als Link, da diese Bilder etwas größer als erlaubt sind)
18.06.2012 eine freistehende Gewitterzelle direkt über Dresden, wie aus dem Bilderbuch
http://s1264.photobucket.com/user/Andre_Gembitzki/media/2012/18Juni2012/P6183920.jpg.html?sort=3&o=21Am 30.06.2013 stand für Thüringen eine Schwergewitterlage auf dem Plan, wir waren an diesem Tage fast 24 h unterwegs. Erst ging es von Leipzig aus ans Hermsdorfer Kreuz, von dort ins Vogtland. Im Anschluß dann noch spät abends nach Chemnitz. Mitten in der Nacht fanden wir uns dann schließlich bei Dresden wieder...
A9 in Richtung Süden - Ein Schnappschuß aus dem Auto, schöne Mammatuswolken (diese sackartigen Ausbuchtungen oben rechts)
http://i1264.photobucket.com/albums/jj489/Andre_Gembitzki/2012/30June2012/P6304273.jpgEine Gewitterzelle im Vogtland, vermutlich war es sogar eine Superzelle.
http://i1264.photobucket.com/albums/jj489/Andre_Gembitzki/2012/30June2012/P6304304.jpgBlitze über Dresden... (die Kamera stand unübersehbar im leichten Regen, wir Chaser saßen aber in den Autos, hohe Blitzschlaggefahr)
http://i1264.photobucket.com/albums/jj489/Andre_Gembitzki/2012/30June2012/P7014348.jpghttp://i1264.photobucket.com/albums/jj489/Andre_Gembitzki/2012/30June2012/P7014350.jpg06.07.2012 ca. 3cm Hagel in Klipphausen (bei Dresden), wir waren etwa eine Stunde nach dem Ereignis dort
http://i1264.photobucket.com/albums/jj489/Andre_Gembitzki/2012/06July2012/P7064453.jpgSo noch etwas aus diesem Jahr:
Das Highlight aus diesem Jahr...
09.05.2013 Superzelle bei Großkugel, zog direkt über den LEJ hinweg, ich denke einige werden sich erinneren
.
http://i1264.photobucket.com/albums/jj489/Andre_Gembitzki/2013/09May2013/P5094823_zps358f5a26.jpgSoweit erst einmal... ich hoffe mir ist es gelungen einen kleinen Einblick in ein recht komplexes Hobby zu bieten...
Wer fragen hat - ich beiße nicht
LG André