Die Stifte sind schon gespitzt
Mitte Januar soll das Luftverkehrskonzept für Mitteldeutschland unterzeichnet werden
Von OTZ-Redakteur Henning Johr Die Zukunft des Flugplatzes in Altenburg-Nobitz scheint gesichert. Dem Airport wird in der neuesten Fassung des Luftverkehrskonzepts für Mitteldeutschland neben den drei internationalen Verkehrsflughäfen Leipzig/Halle, Erfurt und Dresden eine besondere Bedeutung zuerkannt. In den bisherigen Konzeptionen ist er lediglich beiläufig genannt worden.
Nachdem die Landesregierungen von Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen dem Plan, an dem schon seit geraumer Zeit gearbeitet wird, endlich zugestimmt haben, soll er Mitte Januar in Leipzig unterzeichnet werden. Danach wird sich für Altenburg-Nobitz zeigen, wie ernst es dem Althaus-Kabinett mit dem bisher eher stiefmütterlich behandelten Flugplatz ist.
Er soll nur deswegen auf Seite 1 des Luftverkehrskonzepts gekommen sein, weil sich Thüringen sonst unterrepräsentiert gefühlt hätte: Wenn die Sachsen-Anhaltiner die Plätze Magdeburg und Cochstedt als bedeutend einordnen, sollte der Freistaat nicht allein mit Erfurt erwähnt sein, erzählte ein hochrangigen Vertreter des Verkehrsministerium.
Im mitteldeutschen Luftverkehrskonzept sind die Flugplätze in vier Klassen eingeteilt. An der Spitze steht Leipzig/Halle als interkontinentalfähiger Platz. Darunter folgen Erfurt und Dresden. Altenburg-Nobitz wird als ein Flughafen hervorgehoben, der für den Instrumentenflug zugelassen ist. Er erschließt die Region für den qualifizierten Geschäftsreise- und den Werkflugverkehr, heißt es. Außerdem findet der Flugbetrieb einer Billiglinie Erwähnung. Aufgezählt sind als letzte Kategorie außerdem zwei Dutzend Verkehrslandeplätze wie Gera-Leumnitz, Jena-Schöngleina oder Rudolstadt-Groschwitz.
Bevor die Sachsen ihre Unterschrift unter den Plan setzen, wollen sie eine begriffliche Veränderung klären, die wahrscheinlich ihre Wurzel im Thüringer Kabinett hat. Ursprünglich hieß eine Textpassage: "Die Länder stimmen darin überein, dass öffentliche Mittel nicht dafür aufgewendet werden dürfen, defizitären (Low Cost)-Flugbetrieb zu ermöglichen" (Low cost bedeutet billig oder preiswert). Jetzt sollen die Partner nur noch "grundsätzlich" übereinstimmen, was rein juristisch einige Hintertürchen offen hält. Der Thüringer Verkehrsminister Andreas Trautvetter (CDU) will keine Kenntnis davon haben. Bei ihm sei in der Sache noch keine Post aus Dresden eingetroffen, sagte er zwei Tage vor Weihnachten. Sein Pressesprecher Dietmar Müller vermutet die Urheber der Einfügung in Magdeburg.
Wie dem auch sei. In den zurückliegenden Jahren hat die Landesregierung dem Linienflug von Erfurt aus mit erheblichen Mitteln unter die Flügel gegriffen. Von 1992 bis 2004 sind dafür 32,6 Millionen Euro aus der Landeskasse geflossen, rechnete SPD-Landtagsabgeordnete Sabine Doth letztens im Landtag vor. Die Cirrus-Airline, die gegenwärtig Erfurt-München bedient, ist nicht mal zur Hälfte ausgelastet, berichtete Benno Lemke (PDS). Auch künftig wird das so weiter gehen, ließ CDU-Parlamentarier Siegfried Wetzel in der Debatte zum Haushalt 2006/2007 die Katze aus dem Sack: "Wir sollten mit Subventionen das Tor zur Welt ein Stück offen halten."
Dass damit immer nur Erfurt gemeint ist, wurde kürzlich bei der Verlängerung der Betriebserlaubnis für Altenburg-Nobitz wieder einmal deutlich. Sie ist mit der Auflage verbunden, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit jährlich nachzuweisen. Die Jahresbilanz 2004 wurde mit einem Verlust von 85 000 Euro bei rund 94 000 Fluggästen abgeschlossen. Das Minus musste von den Gesellschaftern ausgeglichen werden.
Der Flughafen Erfurt kann dagegen im vorigen Jahr bei etwa 550 000 Passagieren und einem Umsatz von 8,26 Millionen Euro auf Rücklagen in Höhe von einer Million verweisen. "Die Subventionen der Landesregierung für Fluglinien ab Erfurt bringen der Flughafengesellschaft kaum wirtschaftliche Vorteile", sagte Geschäftsführer Gerd Ballentin, der 2005 wegen angeblichem Mobbing und manipulierter Passagierzahlen in die Schlagzeilen geraten war. Der Umsatz des Unternehmens hänge nur zu einem Fünftel von den subventionierten Linien ab, meinte er.
"Die anderen würden das auch machen, nur versteckter", verwies Ballentin auf Leipzig, wo die Fluggesellschaften vom Land Werbeunterstützung erhalten würden.Ich gehe davon aus, das Luftfahrtkonzept Mitteldeutschland wird demnächst unterzeichnet.
http://www.otz.de