Lufthansa-Ju-52 lässt seit 20 Jahren Flugtradition wieder aufleben
Brummende Kolbenmotoren statt Düsenrauschen - die restaurierte Ju 52 der erinnert an Flugreisen, jenseits von Inflight-Entertainment und Bonusmeilen. In diesem Jahr feiert die Seniorin in der Lufthansa- Flotte gleich ein doppeltes Jubiläum.
HB HAMBURG. Vor 70 Jahren wurde das Flugzeug in Dessau gefertigt, vor 20 Jahren nahm die „Tante Ju“ liebevoll modernisiert wieder den Flugbetrieb in Lufthansa-Farben auf. Auf der Lufthansa-Basis in Hamburg machen Techniker die Ju 52 in den Wintermonaten wieder fit für die Flugsaison. „Das Wartungsprogramm ist vom Luftfahrt-Bundesamt geprüft“, sagt Wolfgang Hübel, technischer Betriebsleiter bei Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung. Sie organisiert den Flugbetrieb mit der Ju 52. Bei der Zuverlässigkeit gab es keine Kompromisse. Passagiere sollen in dem Oldtimer genauso sicher reisen wie an Bord eines modernen Großraumflugzeuges.
Ansonsten erleben die Gäste an Bord, wie sich Flugreisende in den 30er Jahren fühlten. Mit ihren drei wuchtigen Sternmotoren beschleunigt die Ju 52 bis auf Tempo 120 und hebt ab - moderne Jets rasen mehr als doppelt so schnell über die Startbahn. „Das gesamte Team besteht aus rund 60 Leuten, davon etwa 20 Piloten“, sagt Hübel. Die Standards der internen Schulung sind streng: Selbst ein erfahrener Jumbo-Pilot darf sich nicht einfach an den Steuerknüppel der Ju 52 setzen und losfliegen. Erst nach einer intensiven Zusatzausbildung und mehreren Trainingslandungen dürfen die Piloten mit der Ju 52 fliegen.
Eher gemächlich für heutige Maßstäbe geht es auch beim Reiseflug zu. Mit 190 Kilometer pro Stunde bleibt die Ju 52 auf Kurs. Bei den Rund- und Streckenflügen ist die Flughöhe heute fotofreundlich gewählt. Die Passagiere haben aus wenigen hundert Metern Höhe einen weitaus besseren Blick als von Bord eines modernen Flugzeuges, das in 12 000 Metern Höhe mit Tempo 900 dahinrast.
„Meistens sind wir in Deutschland und Europa unterwegs“, beschreibt Hübel den Flugplan. „Aber das Flugzeug war auch schon auf einer Tour in den USA“. Dorthin reiste die restaurierte Ju nach Angaben des Fördervereins „Freunde der Lufthansa Ju 52“ allerdings im Frachtraum einer gigantischen Antonow - und nicht durch Stürme und Wolken über den Atlantik.
Stürmisch war allerdings die Geschichte des historischen Verkehrsflugzeuges. Nach dem Einsatz in Deutschland flog die Ju in Norwegen, Süd- und Nordamerika, bevor sie 1984 zur Totalrestaurierung nach Hamburg kam. Nach Angaben von Hübel fliegen derzeit noch eine Hand voll Ju 52 weltweit. So betreibt zum Beispiel im schweizerischen Dübendorf eine Traditionsfluggruppe eine Ju-52-Flotte.
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