Wenig Begeisterung für Großflughafen
Umfrage: Nur 55 Prozent der Berliner begrüßen Urteil zum Ausbau von Schönefeld
Euphorie sieht anders aus: Nur 55 Prozent der Berliner halten die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig, den Ausbau des Flughafens Schönefeld zu genehmigen, für richtig. 37 Prozent der Hauptstädter sind dagegen der Meinung, diese Entscheidung sei falsch. Dies ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Berliner Zeitung.
Auffallend ist der Unterschied zwischen den Ost- und West-Berlinern. So begrüßen 60 Prozent der Menschen aus dem Ostteil der Stadt den Ausbau von Schönefeld zum Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI), aber nur 52 Prozent der West-Berliner. Warum dies so ist, geht aus der Umfrage nicht hervor. Möglicherweise spielt die Tatsache, dass mit dem Ausbau von Schönefeld auch die beiden West-Berliner Flughäfen Tempelhof und Tegel geschlossen werden müssen, eine Rolle. Der innerstädtische Flughafen in Tempelhof soll schon Anfang 2007 nicht mehr geöffnet sein, in Tegel soll der Flugbetrieb dann im Jahr 2012 eingestellt werden.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) kündigte jetzt an, dass der neue Großflughafen in Schönefeld offiziell am 1. November 2011 eröffnet werden soll. Die Finanzierung sei sichergestellt, so Wowereit. Die Investitionen sollen sich auf rund zwei Milliarden Euro belaufen und gemeinsam von den drei Gesellschaftern des BBI, also von den Ländern Berlin und Brandenburg und vom Bund, aufgebracht werden. Möglicherweise werden die Kosten aber steigen, da das Bundesverwaltungsgericht die Lärmschutzauflagen deutlich erhöht hat.
Zu den Auflagen gehört auch das Nachtflugverbot. In der Zeit von 0 bis 5 Uhr sollen überhaupt keine Flüge - außer in Notfällen - erlaubt sein. In den so genannten Randzeiten, also von 22 bis 24 Uhr und von 5 bis 6 Uhr, sind nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts nur Flüge zulässig, die "aus nachvollziehbaren Gründen" nicht tagsüber möglich seien. Die Fluggesellschaften wie Air Berlin und Easyjet haben gegen diese Einschränkung schon protestiert, weil sich dadurch die Situation gegenüber der jetzigen in Tegel und Schönefeld verschlechtere und ein wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich sei. Die Airlines fordern, bis 23 oder 24 Uhr nach Schönefeld einfliegen zu können.
Auch die meisten Berliner (57 Prozent) sind der Meinung, dass das Nachtflugverbot die wirtschaftliche Entwicklung von Schönefeld einschränken wird. Nur 28 Prozent sehen diese Auflage als geringeres Problem an, weitere zehn Prozent erwarten überhaupt keine Behinderung für den neuen Großflughafen. In diesem Punkt sind sich die Ost- und West-Berliner nahezu einig.
Auffällig sind jedoch die Unterschiede zwischen den Altersgruppen. So sagen 29 Prozent derjenigen, die jünger als 30 Jahre sind, und nochmals 29 Prozent derjenigen, die zwischen 30 und 44 Jahre alt sind, dass das Nachtflugverbot die Zukunft von Schönefeld stark behindern werde. Die älteren Berliner sind nur zu 17 Prozent dieser Ansicht.
Der Regierende Bürgermeister appellierte inzwischen an die Airlines, ihren Bedarf für Start- und Landezeiten nachzuweisen. Er habe keinen Zweifel, dass auch Flugverkehr in den Randzeiten erlaubt werde, wenn dieser gut begründet sei, so Wowereit.
http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... 37369.html