Börsengang zum Flottenausbau: Air Berlin vor allem neue Airbus-Flugzeuge kaufen
21.4.2006, Frankfurt/Main (ddp). Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin will mit ihrem für den 5. Mai geplanten Börsengang vor allem bereits bestellte Airbus-Flugzeuge finanzieren und ihre Flotte damit mehr als verdoppeln. Am Freitag startete die defizitäre Billigairline in Frankfurt am Main ihre Werbetour zur Gewinnung von Investoren. Die Zeichnungsfrist für die Aktie soll nach Angaben der in Berlin-Tegel ansässigen Gesellschaft am 28. April beginnen. Dann werde auch die Preisspanne veröffentlicht. Für den Aufsichtsrat wirbt Air Berlin derzeit um prominente Köpfe, darunter Bahn-Chef Hartmut Mehdorn.
Rund die Hälfte des Nettoerlöses aus dem Börsengang soll für die 2004 bei Airbus bestellten 60 Maschinen im Wert von 4,5 Milliarden Dollar, die bis 2011 geliefert werden sollen, verwendet werden, erläuterte Vorstandschef Joachim Hunold. Angestrebt werde derzeit ein Nettoerlös von 290 Millionen Euro. Weitere 40 Prozent sollen in die Ausweitung des Streckennetzes fließen, die restlichen 10 Prozent in die Refinanzierung von bestehenden Verbindlichkeiten. Derzeit umfasst die Air-Berlin-Flotte 56 Flieger, wobei drei Flieger bereits aus dem Airbus-Auftrag stammen.
Bei der Bestellung der neuen Flugzeuge sei nur die Anfangsfinanzierung für die ersten 15 der 60 Maschinen sichergestellt gewesen, erläuterte ein Unternehmenssprecher. Dass das gesamte Volumen noch nicht abgedeckt gewesen sei, ist nach Angaben Hunolds nicht ungewöhnlich. Keine Bank sage die Finanzierung von Flugzeugen für einen so langen Zeitraum zu. Durch den angestrebten Börsengang würden die Banken derzeit jedoch geradezu auf Air Berlin «zu rennen», um einen Teil der georderten Flugzeuge zu finanzieren.
Für den Aufsichtsrat der nach britischen Recht fungierenden Gesellschaft bemüht sich Air Berlin um prominente Köpfe als «non executive directors». Neben Mehdorn wurden laut Börsenprospekt auch Ex-Mercedes-Chef Eckhard Cordes, derzeit Vorstandsvorsitzender des Duisburger Familienkonzerns Haniel, sowie der Vorstandschef des Handelskonzerns Metro, Hans-Joachim Körber, angesprochen. Ein Sprecher der Bahn sagte, bei seinem Unternehmen sei noch keine Entscheidung zu der Personalie gefallen.
Wie viele Aktien ausgegeben werden sollen, steht den Angaben zufolge noch nicht fest. Allerdings ist eine Mehrzuteilungsoption von 15 Prozent vorgesehen. Die geplante Kapitalerhöhung werde rund 60 Prozent der auszugebenen Aktien ausmachen, erläuterte Hunold. Die restlichen 40 Prozent stammten von den Altaktionären. Das Emissionsvolumen wird in Finanzkreisen daher auf rund 800 Millionen Euro geschätzt. Nach dem Börsengang soll der Streubesitz bei mehr als 50 Prozent liegen.
Hunold, der derzeit fünf Prozent der Anteile an Air Berlin hält, wird im Rahmen des Börsengangs keine Aktien abgeben. Er hat sich verpflichtet, auch danach für einen Zeitraum von 18 Monaten keine Anteile zu verkaufen.
Mit einem angestrebten Bruttoemissionserlös von rund 350 Millionen Euro wäre der Börsengang der 1978 gegründeten Airline, die heute rund 2700 Mitarbeiter beschäftigt und 73 Ziele in Europa und Nordafrika anfliegt, voraussichtlich der bislang zweitgrößte in diesem Jahr nach dem Münchener Chemiekonzern Wacker. Dieser erlöste Anfang des Monats rund 430 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Air Berlin noch einen Verlust von 116 Millionen Euro bei einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro
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