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BeitragVerfasst: Montag 8. Mai 2006, 09:10 
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Fluglotsen des Radarkontrollzentrums in Tempelhof ziehen um



7.5.2006, Berlin (ddp-bln). Für Fluglotsen ist der Himmel in Schuhkartons unterteilt. «Dieses Bild beschreibt am besten die dreidimensionalen Sektoren, in denen je zwei Lotsen den Flugverkehr leiten», sagt der Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS), Gerhard Schanz. Deren Größe hängt von der durchschnittlichen Zahl der Flugzeuge ab, die täglich durch einen Sektor fliegen. Vom Radarkontrollzentrum im Berliner Flughafen Tempelhof wird rund um die Uhr der deutsche Luftraum im Norden bis nach Dänemark und Schweden sowie im Osten bis nach Polen überwacht. Ende des Jahres werden die Arbeitsplätze der so genannten Center-Lotsen jedoch verwaist sein.



«Der Standort Berlin wird nach und nach aufgelöst», erläutert Schanz. Die 140 Mitarbeiter gehen nach Bremen, München und Karlsruhe. Grund sind nach Worten von Schanz Veränderungen bei der Flugsicherung auf europäischer Ebene und Umstrukturierungen innerhalb der DFS.



Das Radarkontrollzentrum in Tempelhof ist schon zu zwei Dritteln leer. In dem großen abgedunkelten Raum sitzen die Lotsen vor ihren Monitoren, auf denen Flugzeuge als sich bewegende Symbole mit der jeweiligen Flugnummer erscheinen. «Das Radar ist unser Fenster zum Himmel», sagt Schanz. Die Lotsen nehmen über Funk Kontakt mit den Piloten und der Crew auf. Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass alle Flugzeuge einen Mindestabstand zueinander wahren.



Jedes Flugzeug, dass nach so genannten Instrumentenflugregeln fliegt, ist in ständigem Funkkontakt mit dem Kontrollzentrum. «Sämtliche Kommunikation zwischen den Lotsen und den Piloten wird aufgezeichnet», berichtet Schanz. Bei einem Unglücksfall könne die Staatsanwaltschaft darauf zugreifen.



Bruce Christie ist Towerlotse am Flughafen Tempelhof. Er ist von dem Umzug nicht betroffen, denn die Kontrolltürme auf den Berliner Flughäfen müssen besetzt bleiben. Christie und seine Kollegen sind in Tempelhof für die Flugsicherung am Boden und in der unmittelbaren Umgebung des rund 400 Hektar großen Flughafenareals zuständig.



Christie ist seit über 26 Jahren Lotse. «Ich mag die Arbeit im Tower, anders als die Kollegen im Center sehe ich Sonne, Regen und Schnee», berichtet der gebürtige Amerikaner. «Wir erleben die Starts und Landungen direkt mit.» Diese Belastung werde oft unterschätzt, auch wenn die Lotsen dafür ausgebildet seien, mit solchem Stress klarzukommen, sagt der 44-Jährige.



Nicht nur Unglücksfälle wie Abstürze oder Zusammenstöße von Flugzeugen können Center- und Tower-Lotsen aus der seelischen Bahn werfen. Auch gefährliche Situationen wie eine Annäherung zweier Maschinen, die am Ende gut ausgeht, können die Nerven strapazieren und eine normale Weiterarbeit unmöglich machen. Dafür gibt es seit 1998 das «Critical Incident Stress Management»-Programm (CISM). Es basiert auf dem Einsatz so genannter kollegialer Berater, in Englisch Peers.



Christie ist einer der von den Lotsen selbst gewählten Peers. «Wir sprechen nach kritischen Momenten mit den Kollegen und helfen ihnen zu verstehen, was passiert ist», erläutert Christie seine Aufgabe. Christie hatte in den vergangenen acht Jahren drei Einsätze als Peer. Weil der Inhalt der Gespräche vertraulich ist, darf er nicht darüber sprechen.



Das sich CISM bewähre, sei im Dezember 2004 auch am Flughafen in Frankfurt am Main zu sehen gewesen, sagt Christie. Als dort verletzte und traumatisierte Überlebende der Tsunami-Katastrophe ankamen, hätten auch andere Flughafenmitarbeiter die Dienste der Peers in Anspruch genommen.



http://www.airliners.de/safety/nachrich ... cleid=8461

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