EADS - Widersprüchliche A380 Prognosen verärgern Analysten
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16.6.2006, Paris/Frankfurt (ddp.djn). Drei Tage nach dem überraschenden Eingeständnis des Flugzeugherstellers Airbus, dass sich der Produktionsstart für das Großraumflugzeug A380 verzögert und Auslieferungstermine damit nicht einhalten lassen, sorgen Aussagen der EADS-Führungsspitze zu dem Thema für neuen Ärger. Analysten kritisierten am Freitag teils offen Äußerungen des Co-CEO der Airbus-Mutter in einem fra
Forgeard äußerte am Morgen im Radiosender «Europe 1», nach Anpassungen in der Fertigung dürfte Airbus in der Lage sein, im Jahr 2008 insgesamt 40 Maschinen der A380 auszuliefern. 2009 sollten es dann 50 bis 52 sein.
Die von Airbus selbst vor drei Tagen genannten Zahlen liegen allerdings klar darunter. Danach sollen 2008 zwischen 26 und 30 und im Jahr darauf 40 Einheiten des weltweit größten Passagierjets der Welt an Fluggesellschaften ausgeliefert werden. Airbus Deutschland bekräftigte am Freitag auf Anfrage von Dow Jones Newswires die Angaben vom Dienstag, äußerte sich aber nicht zu diesem Widerspruch. Ein EADS-Sprecher in Deutschland verwies auf die Zahlenangaben der Tochtergesellschaft Airbus.
HVB-Analyst Stefan Halter bezeichnete die Äußerungen des Konzernchefs als nicht zielführend. «So geht das nicht weiter», sagte er Dow Jones Newswires. Es scheine, als ob Forgeard im Alleingang vorpresche. Es sei Aufgabe des Boards von EADS, im Sinne der Anleger für eine klare Regelung zu sorgen. Der CEO stehe unter Druck und agiere deswegen übertrieben nervös, urteilt Ulrich Horstmann, Analyst bei der Bayern LB.
Aus Sicht der Deutschen Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sind diesen widersprüchlichen Angaben ein «Kommunikationsdesaster». Dies entspreche nicht einer seriösen kontinuierlichen Kommunikation, sagte deren Sprecher Markus Straub. Ähnlich äußerten sich weitere Bankanalysten, die allerdings namentlich nicht genannt werden wollten.
HVB-Analyst Halter erinnerte daran, dass Forgeards Angaben nicht zum ersten Mal denen anderer Führungskräfte des Konzerns zuwider laufen. Dies sei auch auf der Internationalen Luftfahrtausstellung in Berlin geschehen. Dort habe Airbus-CEO Gustav Humbert sich unter Verweis auf vereinbartes Stillschweigen nicht zu Details möglicher Änderungen am Konzept des Langstreckenflugzeugs A350 äußern wollen. Kurze Zeit später habe Forgeard dagegen über Veränderungen bei der Passagierkapazität spekuliert.
Der HVB-Analyst hält es immerhin für denkbar, dass die Situation an der EADS-Spitze nicht mehr lange anhält. So will Chairman Arnaud Lagardere die Verantwortlichkeiten für die Verzögerungen mit einer internen Untersuchung klären lassen. Co-CEO Forgeard hat allerdings bereits erkennen lassen, dass er die Schuldigen im unteren Management suchen will.
Für Forgeard könnte ferner der Verkauf von EADS-Aktien in diesem Frühjahr heikel werden. In den Medien wurde am Mittwoch bereits spekuliert, ob der Franzose von den Problemen mit dem Super-Jumbo wusste, als er im März sein aus Optionen stammendes Aktienpaket verkaufte. Der Manager wies dies zurück.
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