Flughäfen als Treiber der Wirtschaftsentwicklung
Die grossen deutschen Flughäfen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Flughafen-affine Unternehmen wachsen infolge der Anbindung an internationale Fracht- und Passagierströme überproportional stark, Flughäfen sorgen als herausragender Standortfaktor für Unternehmensansiedlungen. (pd/KMU Magazin)
Solche Effekte führen im Besonderen innerhalb der Region um den Flughafen – aber auch gesamtwirtschaftlich betrachtet – zu hohen Umsatz- und Beschäftigungseffekten. Dazu legen die internationale Strategieberatung Booz & Company und das Schweizer Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos in Kürze eine gemeinsame Studie vor. Auftraggeber war der Köln Bonn Airport. Erarbeitet wurden Ergebnisse, die den Standortfaktor eines Flughafens am Beispiel Köln Bonn darstellen.
Neuland
«Diese Studie betritt Neuland», sagt Dr. Stephan Gross, Luftfahrtexperte und Projektleiter von Booz & Company. «Erstmals wurden Flughafen-spezifische Kenngrössen und Wirkungszusammenhänge in Bezug auf Umsätze, Vorleistungen und Beschäftigung auf Basis umfassender Unternehmens- und Passagierbefragungen erhoben.»
480'000 Arbeitsplätze
Am Beispiel Köln Bonn lassen sich erhebliche wirtschaftliche Effekte des Airports für die Region, aber darüber hinaus auch für die gesamte Wirtschaft ableiten. «Insgesamt entsteht durch eine Million Passagiere (oder 100’000 Tonnen Fracht) gesamtwirtschaftlich eine Wertschöpfung von gut hundert Millionen Euro. Zusätzlich werden 2000 Arbeitsplätze durch die Unternehmen am Standort und in Zulieferbetrieben generiert», fasst Oliver Lühr, regionalwirtschaftlicher Experte und Projektleiter bei der Prognos AG, zusammen. Die Studie belegt auch für den Top-Ten Flughafen Köln Bonn: Ein direkt auf dem Flughafengelände Beschäftigter zieht zwei weitere Arbeitsplätze in der Gesamtwirtschaft nach sich.
«Berücksichtigt man den Passagier- und den Frachtverkehr, so hängen bei einer gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung von zirka 24 Mrd. Euro insgesamt rund 480’000 Arbeitsplätze vom Flugverkehr in Deutschland ab», leitet Michael Garvens, Chef des Köln Bonn Airports, auf Basis der Studienergebnisse ab.
Steigende Tendenz
Im aktuell vorgestellten Prognos World Report wird eine Zunahme der deutschen Exporte von derzeit 38 Prozent des BIP auf 46 Prozent im Jahr 2020 prognostiziert. Infolge dieses Exportwachstums und der uneingeschränkten Reisetätigkeit in Deutschland wird das Luftverkehrsaufkommen mit zirka 3 bis 4 Prozent künftig weiter steigen. Zusätzliche positive Beschäftigungseffekte sind daher zu erwarten.
Nachflüge bereiten Sorgen
Bei zunehmender Globalisierung kann Deutschland jedoch nur im Wettbewerb bestehen, wenn die Anbindung an globale Waren- und Passagierströme langfristig gesichert ist. Aufgrund der Einbindung in die weltweite Logistikkette hängt der Luftverkehr zu einem gewissen Mass von Flügen in der Nacht ab. Ist ein Minimum an Nachtflugbewegungen an einem Flughafen nicht sichergestellt, ist die Geschäftsgrundlage der Airlines stark eingeschränkt. Dies trifft nicht nur auf Fracht-Carrier, sondern auch auf Charter und Low Cost Airlines zu. Letztere müssen aufgrund marktseitiger, teils auch produktionsbedingter Anforderungen einen Teil der Flüge nachts abwickeln.
Wettbewerbsfähigkeit bedroht
Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Airlines wird durch eine Beschränkung der Nachtflüge in Deutschland immer weiter gemindert. Diese könnte nicht nur zur Aufgabe von einzelnen Flugdiensten, sondern sogar zur Aufgabe der Stationierung von Flottenteilen der betroffenen Airlines an beschränkten Flughäfen führen. So sehen sich nicht nur Airlines, wie etwa die Condor am Standort Frankfurt, durch das drohende Nachtflugverbot in ihrer Existenz gefährdet. Auch Airports verzeichnen eine Verschlechterung des gesamten Leistungsangebots – sogar am Tag – nach Inkrafttreten von Nachtflugrestriktionen (z.B. Leipzig).
Ein Arbeitsplatz auf fünf Flüge
Die Studie zeigt auch für den Standort Köln Bonn: Ein Nachtflugverbot bringt wesentliche wirtschaftliche Einbussen und Arbeitsplatzverluste mit sich. Der Grund: Die verlorenen Umsätze auf den betroffenen Flügen lassen sich nicht anderweitig kompensieren. «Fallen fünf Flüge infolge eines Nachtflugverbots weg, führt dies zum Verlust eines Arbeitsplatzes», leitet Dr. Stephan Gross aus der Untersuchung ab. Wenn aufgrund weiterführender Flugbeschränkungen Flotten zum Teil ins Ausland verlagert werden, so hat dies für die Airlines, die betroffenen Flughäfen und für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland weit reichende Folgen. Die positiven ökonomischen Effekte, die sich aus dem Wachstum des Luftverkehrmarktes in Deutschland ergeben, können dann nicht voll genutzt werden, lautet das Fazit.
http://www.news.ch/Nachtflugverbot+stel ... detail.htm