Die gefährlichsten Airlines der Welt
Fliegen: Alle Unglücke seit 1973 untersucht. Schlechte Noten für viele Gesellschaften in Asien und Afrika. Aber: Deutsche Billigflieger bieten höchste Sicherheit.
Die meisten deutschen Charterfluggesellschaften und Billigflieger gehören zu den sichersten Airlines der Welt. Das ergab die vom Luftfahrt-Magazin "Aero International" veröffentlichte Analyse des Unfalluntersuchungsbüros JACDEC (Jet Airliner Crash Data Evaluation Centre) in Hamburg. LTU, Germania, Air Berlin, dba, Eurowings, Hamburg International und Germanwings erzielten die Sicherheitsrate 0,00: Sie sind seit 1973 - seitdem wird die Untersuchung von JACDEC vorgenommen - unfallfrei geblieben.
Von den 50 weltweit größten Fluggesellschaften, zu denen neuerdings auch die schon 1979 gegründete Air Berlin gehört, weisen immerhin nicht weniger als zwölf die perfekte JACDEC-Rate auf. Bemerkenswert ist vor allem, daß es fünf Top-Airlines der Welt geschafft haben, seit 1973 unfallfrei zu bleiben: die schon 1922 gegründete australische Qantas Airways, Finnair als Europas Paradebeispiel, Cathay Pacific aus Hongkong, die israelische El Al und die japanische All Nippon Airways (ANA).
Die Deutsche Lufthansa gehört mit der Rate 0,05 zwar auch seit Jahrzehnten zu den sichersten Fluggesellschaften der Welt, hat aber keine ganz makellos weiße Weste, weil am 20. November 1974 eine Boeing 747 bei Nairobi kurz nach dem Start abstürzte; das kostete damals 59 Menschen das Leben. Und beim Unfall eines Airbus A 320 am 14. September 1993 in Warschau starben zwei Menschen an Bord.
Erfreulich: Trotz 1054 Todesopfern im weltweiten zivilen Luftverkehr im Jahr 2005 - deutlich mehr als 2004 - hatten die 50 größten Fluggesellschaften der Welt im vorigen Jahr keinen direkten Todesfall. Ein Kind starb allerdings in einem Auto, als eine Boeing 737 von Southwest Airlines bei Chicago über die Landebahn hinausschoß und einen Pkw unter sich begrub. Die Schlußlichter unter den 50 großen Airlines der Welt sind unverändert Garuda Indonesia (Rate 1,43), die arabische Gulf Air (1,57), die taiwanesische China Airlines (1,67), Air India (1,73) und Turkish Airlines (3,88). Allerdings liegt der schwerste Unfall von Turkish Airlines auch schon 32 Jahre zurück. Damals kamen 346 Menschen um Leben. Interessant ist der Vergleich zwischen den beiden großen taiwanesischen Airlines: Die größte Fluggesellschaft des Inselstaates, China Airlines, verzeichnet seit 1980 sieben Unfälle, die kleinere Konkurrenz EVA Air fliegt dagegen seit ihrer Betriebsaufnahme 1991 unfallfrei.
Und es gibt noch eine gute Nachricht: 2005 kam kein Passagier durch Sabotage, Entführungen oder Terroranschlägen ums Leben. Auf der negativen Seite steht der indonesische Low Cost Carrier Mandala Airlines. Die Linie hatte nicht nur im September 2005 einen Unfall in Medan, als eine Boeing 737-200 beim Start verunglückte und 101 Menschen ums Leben kamen, sondern es war bereits der siebte Totalverlust der 1969 gegründeten Fluggesellschaft.
Ein Sicherheitswert aber hat sich in den vergangenen Jahren nicht verändert: "Konstant blieb nur die Trennung zwischen Arm und Reich", berichtet "Aero International", "zwischen Korruptionsalltag und High-Tech-Wartung." Kein Kontinent verdeutliche das besser als Afrika, "wo weniger als fünf Prozent des Verkehrsaufkommens stattfindet, aber mehr als ein Drittel aller Unglücke passiert". Würden Länder wie Nigeria, die Demokratische Republik Kongo oder der Sudan das Thema Flugsicherheit ernster nehmen, betont das Fachmagazin, wäre Afrika ein großes Stück weiter. Airlines allein dieser drei Länder seien verantwortlich für 76 Prozent aller Unfalltoten des Kontinents. Das jüngste Beispiel: Erst am 10. Dezember 2005 starben 107 Insassen einer DC-9 der Fluglinie Sosoliso bei Port Harcourt (Nigeria), als der Jet die Landebahn verfehlte.
Das Airline-Rating errechnet sich aus Verkehrsaufkommen, Unfallhäufigkeit und Opferzahl. Die Statistik erstreckt sich vom 1. Januar 1973 bis 31. Dezember 2005 (
www.jacdec.de).
http://www.abendblatt.de/daten/2006/02/16/534097.html