Ich war gestern auf der ITB kurzer Bericht dazu:
Um es gleich zu sagen. Weder LEJ noch der Flughafen Dresden hatten einen eigenen Stand. Um das noch zuzuspitzen. Selbst Dresden nach Angaben des Messekatalogs (und einer Nachfrage beim Service-Schalter) soll in Halle 11.2 sein. Dort ist das Land Sachsen. Aber einen eigenen Stand Flughäfen gabs nicht. Nur der Airport Erfurt war innerhalb des Landes Thüringen als solches zu erkennen, aber auch nicht mit eigner Corporate ID, allerdings mit Geschäftsbericht.
Eigentlich interessant war der Aviation Buisiness Day auf der ILA. Im ersten Panel ging es um die Frage Low Cost - Hype oder nachhaltiges Marktsegment.
Das war zwar ganz informativ aber leider nicht kontrovers, weil nur Vertreter der "Billigairlines" als Diskutanten da waren. Wenn man den Sumpf kritisch betrachten will, darf man nicht die Frösche fragen.
Neben dem Germany-CEO von Easyjet auch der CEO von Germanwings, daneben der Vertreter der der OAG und der IATA. Interessant die Aussagen von Mallya, CEO King Fisher Airlines Indien, warum LCC dort nicht ohne weiteres funktioniert.
Kernaussagen. Hauptwachstumsmärkte werden in den nächsten Jahren Frankreich und Skandinavien sein. Geringere Wachstumsraten werden ab Polen erwartet. Problem Kaufkraft. Einen Boom wird es wohl vor allem noch in Italien geben. Dort rechnet man mit Wachstumsraten ab 40%.
In Deutschland neigt sich das Wachstum seinem Ende zu. Einzig in SXF sieht man (aber auch nur Easyjet) noch Potenzial. Germanwings dagegen will sich verstärkt auf den süddeutschen Raum konzentrieren und sieht seine Kernmärkte in NRW und Baden-Württemberg.
Mittelfristig geht man davon aus, dass ca. 25-30% aller verkauften Sitzplätze "Billigplätze" sind. Das umfasst aber auch das Angebot der Netzcarrier. Der Marktanteil an LCC-Flügen wird zukünftig auf 40% geschätzt.
Easyjet will spätestens 2008 mehr Passagiere befördern als LH (deren Wachstum nur 0,1%) beträgt.
Als größte Herausforderung wird - wie zu erwarten - die Entwicklung der Treibstoffpreise gesehen. Aus verschiedenen Gründen geht man nicht von einer Kerosinsteuer aus. Einzig die Preisentwicklung des Rohölmarktes wird als Problem gesehen. Hier will man stärker auf die Flugsicherungen einwirken direkter zu fliegen um unnötige Schleifen und damit Mehrverbrauch zu minimieren.
Die Panel-Vertreter gehen jedenfalls davon aus, dass LCC kein Hype sondern nachhaltiges Geschäftsmodell sein wird - klar was soll die sonst sagen.
Im zweiten Panel ging es um das allseits beliebte Thema Provinzairports - Ist Deutschland "overairported"? Interessant auch die Aussage, dass eine Diskussion von Flughäfen und eine solch explizite Darstellung auf der ITB eher ungwöhnlich ist.
Hier war es etwas kontroverser. Neben Caroline Baldwin waren die CEO von Hannover, Köln/Bonn, der Hub-Manager der LH München, BARIG und der Vice-President von Booz Allen Hamilton auf dem Podium.
Letztere gab ein Impulreferat. Kernaussage die Main-Airports haben massive Kapazitätsprobleme (München stößt bereits 2008 an seine Grenzen). In den nächsten fünf Jahren wird eine kapazitative Unterdeckung von 25% im Verhältnis zum Verkehrsaufkommen entstehen. Der Ausbau in der Provinz wird - erwartungsgemäß - als unsinnig bezeichnet.
Interessant dabei zwei Dinge. Zum einen wurde der Ausbau von Leipzig als kapazitätserhöhende Maßnahme gesehen und ausnahmsweise mal nicht kritisch betrachtet . Zum anderen wurde das Luftverkehrskonzept Mitteldeutschland ausdrücklich als positiv bewertet, politische Rahmenbedingungen zu schaffen.
Interessant die Aussage von C. Baldwin, dass denen (verkürzt) es egal ist, wie der Flughafen kalkuliert. Sie richten sich nach den Kriterien Umlaufzeit und wollen nur, dass sie gegenüber anderen Airlines nicht benachteiligt werden. Letztlich brach sie keine Lanze für die Regionalflughäfen.
Gar nicht geschmeckt hat so manchem die Aussage von LH keinen weiteren Hub neben FRA, MUC und ZRH zu brauchen, was aber eigentlich klar war. Vor diesem Kontext wurde der Ausbau des BBI weder begrüsst noch verdammt. Kurz gesagt, er spielt bei den Hub-Planungen überhaupt keine Rolle. Hier hieß es, es gibt zuviele Hubs in Europa und die vorhandenen sind zu klein.
Dann ging die Diskussion mal um einige Beispiele der "Provinzairports". Genannt wurden Weeze, Dortmund, Cochstedt und Altenburg. Weeze bezuschusst jeden Arbeitsplatz mit 50.000 Euro pro Jahr. Cochstedt - halt das übliche - Fördermittel für keinen Bedarf etc. Zu Dortmund kam von allen Kritik, wegen Nähe zu Köln und Düsseldorf. Im Prinzip, so die Aussage, könnte man jedem Kunden der Stadtwerke der sein Warmwasser nicht benutzt Geld in die Hand drücken. Altenburg wurde - ich kann es nicht anders sagen - eher belächelt. Kommentar: "wenn man glaubt von dort in die ganze Welt fliegen zu wollen."
Der Garvens von Köln gab zu Bedenken, doch den Wettbewerb freizugeben und den Markt entscheiden zu lassen.
BARIG gab daneben zu bedenken, dass es auch ökologisch nicht sinnvoll sein, weil man den Lärm in die Fläche trüge - ein nicht so starkes Argument (finde ich), wenn man mal bei derartigen Flughäfen von max. ca. 20 Flugbewegungen ausgehen kann.
C. Baldwin sieht vor allem noch in Bayern Potenzial für Ryanair, gab aber zu keinen Flughafen zu finden.
Köln sieht noch Potenzial für sich, vor allem im Interkontverkehr und wartet gespannt auf den Einsatz der neuen B787 - geringere Stückkosten (vglbar mit einer vollbesetzten 747).
Naja letztlich wird Verdrängung gesehen. Da ging man nochmal auf Kassel ein und seine Kanibalisierung zu Erfurt und Münster und Hannover.
Insgesamt sieht man, dass Regionalairports langfristig den Steuerzahler belasten und das dies nicht sinnvoll ist, weil im Verhältnis zu wenige Arbeitsplätze entstehen.
Ansonsten, waren die größeren Flughäfen - meist in den jeweiligen Länderhallen zu finden - Ausnahme die Hubs FRA und MUC die hatten eigene aufwendige Stände. Berlin hielt sich auffallend mit dem BBI zurück. Man will wohl erst die Entscheidung des BVerwG abwartet, bevor man die Korken knallen lässt.
4U, HLX, dba hatten ebenfalls größere Stände.
Insgesamt wie immer große Messe und im großen und ganzen sehenswert. Der Bericht ist ein wenig lang, ich hoffe ich langweile euch nicht.
Noch was anderes. Eine Erklärung für mangelende Präsenz MFAG und LEJ/DRS, könnte die SITL in Paris sein (Internationale Messe für Transport und Logistik vom 7.-10.3.) sein.
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